Laschet für neue Konzepte in Corona-Pandemie - Braun optimistisch

Ein weiteres Jahr wie 2020 halten Gesellschaft und Wirtschaft nicht
aus, ist NRW-Ministerpräsident Laschet überzeugt. Er fordert deshalb
neue Konzepte in der Corona-Pandemie. Kanzleramtschef Braun blickt
derweil optimistisch auf 2021.

Berlin (dpa) - Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet
(CDU) fordert neue Konzepte in der Corona-Pandemie schon ab Januar.
«Noch ein weiteres Jahr wie dieses halten Gesellschaft und Wirtschaft
nicht durch», sagte Laschet der «Rheinischen Post» (Montag). Ab dem
Jahreswechsel müssten «kluge Konzepte langfristige Perspektiven für
ein Leben mit der Pandemie ermöglichen», sagte er. «Mit der Zulassung

des Impfstoffs sind diese Konzepte auch realistisch.»

Laschet sagte weiter: «Wir können nicht auf Dauer alles schließen,
und der Staat bezahlt Monat für Monat Milliarden-Ausfälle. Ab dem
neuen Jahr wird ein neues Modell nötig sein. Dauerhafte Schließungen
und anschließende Ausgleichszahlungen machen den Staat auf Dauer
kaputt.»

Kanzleramtsminister Helge Braun blickt unterdessen in der
Corona-Krise optimistisch auf das kommende Jahr. «Die Pandemie
verliert im nächsten Jahr ihren Schrecken», sagte der CDU-Politiker
dem «Handelsblatt». «Wir müssen als Gesellschaft den Dezember und d
ie
Monate bis zum März durchhalten mit Einhaltung der AHA-Regeln und der
Reduzierung unserer Kontakte. Wo das nicht reicht, sind Einschnitte
unvermeidbar. Dann kommen der Frühling und hoffentlich auch der
Impfstoff.»

Es sei gelungen, das exponentielle Wachstum der Infektionszahlen auf
einem Niveau zu stoppen, das das Gesundheitssystem fordere, aber
gerade noch nicht überfordere. 400 Tote pro Tag seien aber zu viel.
«Deshalb hätte ich im Oktober gerne weiter gehende Beschlüsse
gefasst.»

Am Wochenende hatte zum Beginn der Adventszeit auch Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier der Bevölkerung Mut zugesprochen. Die
Fortschritte der medizinischen Forschung gäben Hoffnung, dass das
Virus nicht dauerhaft den Alltag beherrsche, schrieb das
Staatsoberhaupt in einem Gastbeitrag für die «Bild am Sonntag».

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sprach sich
dafür aus, mehr Corona-Schnelltests einzusetzen als bislang.
Priorität müssten Einrichtungen des Gesundheitswesens haben, etwa
Seniorenheime oder Krankenhäuser. «Später ist vorstellbar, vor
größeren Veranstaltungen, wenn diese wieder zugelassen werden,
Schnelltests durchzuführen», sagte er dem «Mannheimer Morgen».

Die Gefahr eines explosionsartigen Anstiegs der
Corona-Infektionszahlen über die Weihnachtsfeiertage sieht Reinhardt
nicht. «Dass Weihnachten zu einem bundesweiten Superspreading-Event
wird, halte ich für unwahrscheinlich.» Wenn die Menschen sich an die
Infektionsschutzbestimmungen hielten, seien die zeitlich begrenzten
Lockerungen vertretbar und aus psychosozialen Gründen sogar geboten.

Der Virologe Alexander Kekulé schlug ein privates Corona-Meldesystem
für Veranstaltungen ab 20 Personen vor. «Alle Veranstalter, auch die
privaten, sollten in die Pflicht genommen werden, die Teilnehmer zu
registrieren», sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe
(Montag). Sei ein Teilnehmer positiv, könne der Veranstalter alle
anderen warnen. «Dadurch könnte man ein paralleles Meldesystem
einziehen, das auf privater Ebene viel, viel schneller ist und das
eine höhere Bereitschaft zur Mitwirkung hätte», sagte Kekulé.

Mit Blick auf Weihnachten sagte Kekulé, es gebe «die ernstzunehmende
besondere Gefahr, dass sich viele Menschen infizieren, die über 70
Jahre alt sind. Und diese haben, wenn sie sich infizieren, ein
Sterberisiko von fast zehn Prozent. Aber ich denke, dass wir dieses
Risiko steuern können». Die in der vergangenen Woche von Bund und
Ländern beschlossenen Maßnahmen beinhalteten die Möglichkeit, dass
bis Weihnachten die Infektionszahlen deutlich gesunken seien. «Die
Politik wettet hier auf fallende Zahlen. Wenn es sehr viel anders
kommt, haben die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin ein
Kommunikationsproblem.»

Mit einer Impfung der gesunden Allgemeinbevölkerung rechnet Kekulé
nach eigener Aussage im Zeitraum April bis Juni. «Im Sommer könnte
die Seuche dann verschwinden und im Herbst hoffentlich nicht
wiederkommen. Das ist mein optimistisches Szenario.»