Infektions-Hotspots fahren öffentliches Leben zurück

In der Corona-Übersicht des Robert Koch-Instituts gibt es seit kurzem
eine neue Farbe: Der Landkreis Hildburghausen und die Stadt Passau
leuchten wegen hoher Infektionszahlen pink. Auflagen werden
verschärft. Doch es gibt auch Regionen mit wenig Infektionen.

Hildburghausen/Passau (dpa) - Wegen anhaltend hoher Infektionszahlen
sind in deutschen Corona-Hotspots weitere Einschränkungen in Kraft
getreten. Nachdem in Hildburghausen am Mittwoch hunderte Bürger gegen
den harten Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen protestiert hatten,
gilt in dem Thüringer Landkreis seit Sonntag ein Versammlungsverbot.
Auch in der niederbayerischen Stadt Passau dürfen die Menschen ihre
Wohnung seit Samstag nur noch aus triftigem Grund verlassen.

In Berlin wurde am Sonntag kurzzeitig ein wichtiger Corona-Warnwert
für Intensivbetten überschritten. Mehr als ein Viertel dieser Betten
in der Hauptstadt war mit Covid-19-Patienten belegt, wie aus dem
Lagebericht der Gesundheitsverwaltung hervorging. Damit stand die in
Berlin eingeführte Corona-Ampel zur Bewertung der Pandemie-Lage bei
zwei von drei Indikatoren auf Rot. Am späten Nachmittag zeigte die
Ampel aber wieder Gelb. Nach den aktualisierten Werten sind nun 24,2
Prozent der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt.

Die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner binnen einer Woche - liegt laut Robert
Koch-Institut (RKI) in Berlin bei rund 178, in Passau bei knapp 539
und im Landkreis Hildburghausen bei gut 579 (Stand: 29.11., 0.00
Uhr). Ab einem Wert von 50 wird eine Region als Risikogebiet
eingestuft. Das Gesundheitsamt in Hildburghausen gab die
Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag sogar mit 588 an (Vortag: 595).

In ganz Deutschland meldeten die Gesundheitsämter dem RKI gut 14 500
neue Corona-Infektionen innerhalb von 24 Stunden und 158 neue
Todesfälle. An Sonntagen und Montagen sind die Zahlen vergleichsweise
gering, weil laut RKI am Wochenende weniger Proben genommen werden
und insgesamt weniger getestet wird. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag
laut RKI-Lagebericht vom Samstag deutschlandweit bei 136.

Der Bürgermeister von Hildburghausen, Tilo Kummer (Linke),
appellierte am Sonntag an die Bürger, das Versammlungsverbot
ernstzunehmen. «Sonst ist alles für die Katz», sagte Kummer der
Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf Aufrufe im Netz zu weiteren
Corona-Protesten. Es sei nicht hinnehmbar, wenn Menschen es offenbar
als Spiel ansähen, die Regeln zu brechen. Am Mittwoch waren mehrere
Hundert Menschen teils ohne Maske und Mindestabstand singend durch
die Straßen der Kreisstadt gezogen.

In Passau hielten sich die Menschen am Wochenende weitgehend an die
verschärften Regeln. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit
mehreren Streifenbesatzungen im Einsatz, um dies zu kontrollieren.
Die Bilanz fiel am Sonntag positiv aus. Die Menschen beachteten die
Vorgaben, sagte ein Sprecher.

Im äußersten Norden Deutschlands sieht es mit Blick auf die
aktuellen Infektionszahlen hingegen deutlich entspannter aus: Im
Kreis Schleswig-Flensburg lag der Corona-Warnwert am Sonntag laut
RKI-Angaben von Sonntag unter elf. Bundesweit war die Zahl der
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche nirgendwo
niedriger. Auch der Landesdurchschnitt lag in Schleswig-Holstein
unter 50. Gleich sechs Kreise des Bundeslandes zählten zu den zehn
Landkreisen mit den bundesweit niedrigsten Zahlen. Einzig im Kreis
Pinneberg in der Nähe von Hamburg lag der Wert über 100.

«Die Zahl der Corona-Leugner strebt hier gegen Null, wodurch eben
auch niemand aus der Reihe tanzt», sagte SSW-Landtags-Fraktionschef
Lars Harms der Deutschen Presse-Agentur. Landesgesundheitsminister
Heiner Garg (FDP) sieht einen Grund für die vergleichsweise moderaten

Infektionszahlen auch in der Akzeptanz und dem Verständnis der
Menschen für die Notwendigkeit der Maßnahmen.