Krankenhäuser in Ostsachsen sehen sich an der Auslastungsgrenze

Görlitz/Bautzen (dpa) - In Ostsachsen geraten die Krankenhäuser wegen
der Corona-Krise an ihre Grenzen. Ein einziges Intensivbett für
Covid-19-Patienten war noch frei an diesem Donnerstag im Landkreis
Görlitz. «Es ist eine sehr angespannte Situation. Ärzte und
Pflegepersonal leisten Übermenschliches», sagt Jens Schiffner,
Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Görlitz. Die
Region gehört neben dem Landkreis Bautzen mit weit über 300
Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche
(Sieben-Tage-Inzidenz) zu Deutschlands Corona-Hotspots.

Durch den derzeitigen Zuwachs von 30 bis 40 Covid-19-Patienten pro
Woche ist eine komplette medizinische Versorgung in der Oberlausitz
akut gefährdet. «Unsere Krankenhäuser haben ihre Leistungen
reduziert, um Personal für die Corona-Patienten freizustellen.
OP-Säle und einzelne Stationen wurden geschlossen», sagt Schiffner.
Über 80 Prozent der Betten auf den normalen Covid-19-Stationen seien
belegt, bei den Intensivbetten gebe es gar keine Luft mehr.

Um Versorgungsengpässen entgegentreten zu können, wurden die ersten
zehn Patienten in Kliniken nach Dresden, Cottbus und Freital verlegt.
Weitere Transporte nach Leipzig sind im Gespräch. Auch im
Nachbarlandkreis Bautzen sieht es nicht besser aus. Die
Oberlausitz-Kliniken (OLK) haben sich aktuell mit einem Notruf an die
Menschen gewendet. Ganzseitige Zeitungsanzeigen fordern «Helfen Sie
bitte mit!» der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus durch die
Einhaltung der angeordneten Schutzmaßnahmen entgegenzuwirken.

Auch die Landesärztekammer sieht durch das Corona-Infektionsgeschehen
die medizinische Versorgung in Ostsachsen an der «Grenze der
Belastbarkeit», sagte Präsident Erik Bodendieck am Mittwoch in
Dresden. Deshalb appelliert auch der Görlitzer Landrat Bernd Lange
(CDU) nochmals an die Einwohner, sich an die Corona-Regeln zu halten.