Preiswerte Arznei für alle: EU-Kommission mit neuer Pharma-Strategie

Brüssel (dpa) - Nach der Corona-Pandemie will die EU-Kommission
Lücken in der europäischen Arzneimittelversorgung schließen.
Gleichzeitig sollen neue Medikamente möglichst für alle Bürger
zugänglich und erschwinglich bleiben. Das sind die Ziele einer
umfassenden Pharma-Strategie, die die Kommission am Mittwoch
vorlegte. Konkrete Gesetzgebungsvorschläge sollen folgen.

Zu Beginn der Pandemie war deutlich geworden, wie abhängig Europa vom
Import von Arzneien und Grundstoffen aus Asien ist. Zeitweise wurde
vor Verschärfung von Engpässen in den Apotheken gewarnt. Die
Kommission will deshalb die Pharmagesetzgebung überholen. Die
Arzneimittelbehörde EMA soll künftig Engpässe frühzeitig aufdecken

und gegensteuern.

Die Pharma-Strategie schlägt aber einen viel weiteren Bogen. So regt
die Kommission eine engere Zusammenarbeit der EU-Staaten bei Regeln
für Preisfindung, Bezahlung und Beschaffung von Arzneien an. Ziel
sind bezahlbare Preise und Kosteneffizienz, wie die Behörde
mitteilte. Für mehr als 50 Prozent der Haushalte in der EU seien die
Kosten für Medikamente eine finanzielle Belastung oder sogar eine
hohe Belastung.

Teil der Strategie ist zudem eine umweltfreundlichere Entwicklung,
Produktion und Entsorgung von Arzneien. Auch dafür sollen
nötigenfalls Regeln geändert werden, auch bei der
Umweltverträglichkeitsprüfung.

Die Pharmaindustrie beschäftigt nach Angaben der EU-Kommission rund
800 000 Menschen und investierte 2019 rund 37 Milliarden Euro in
Forschung und Entwicklung. Die EU ist der weltweit zweitgrößte
Absatzmarkt nach den USA. 2018 wurden etwa 190 Milliarden Euro für
Medikamente ausgegeben, zuzüglich der Kosten für Arzneien in
Kliniken.