Arzt unter Totschlags-Verdacht: Auch Klinikum Lippe will überprüfen

Detmold/Essen (dpa/lnw) - Im Fall des unter Totschlagsverdachts
stehenden Oberarztes der Uniklinik Essen will nun auch das Klinikum
Lippe als früherer Arbeitgeber dessen Arbeit überprüfen. Wie das
Klinikum am Dienstag auf dpa-Anfrage mitteilte, war der Arzt von
Mitte Juni 2004 bis Ende 2010 dort beschäftigt - zunächst als
Assistenzarzt, später als Facharzt für Anästhesiologie. Er habe das
Haus auf eigenen Wunsch verlassen. Derzeit habe man keine Hinweise
auf ein Fehlverhalten. «Dennoch wird das Klinikum Lippe den Zeitraum
der Tätigkeit von Herrn B. auf besondere Vorfälle analysieren», hie
ß
es weiter.

Der 44 Jahre alte Mediziner soll laut Polizei zwei todkranken Männern
(47 und 50 Jahre alt) in deren letzter Lebensphase vorsätzlich und
rechtswidrig Medikamente verabreicht haben, die zum sofortigen Tod
führten. Seit vergangenem Donnerstag ist er in Haft. Eine
Mordkommission ermittelt wegen Totschlags. Der Mann war laut
Staatsanwaltschaft auf einer Station tätig, auf der ausschließlich
Covid-19-Patienten behandelt wurden. In einem der beiden Fälle hat er
laut Polizei angegeben, dass er das weitere Leiden des Patienten und
seiner Angehörigen habe beenden wollen.

Bevor er im Februar nach Essen kam, hatte er über neun Jahre lang an
der Uniklinik Heidelberg gearbeitet. Die Uniklinik hatte am Montag
angekündigt, dass sie die Arbeit des Arztes «auf medizinische
Korrektheit überprüfen» werde. Unter anderem sollen dort Todesfälle

im Wirkbereich des Arztes systematisch aufgearbeitet werden.