Uni Halle sichert Psychiatrie-Akten aus 100 Jahren

Halle (dpa/sa) - Sie spiegeln Arbeit und Alltag der Psychiatrie in
vier politischen Systemen wider: Die Universität Halle sichert jetzt
Zeugnisse aus 100 Jahren Psychiatriegeschichte und macht sie der
Forschung zugänglich. Rund 232 laufende Meter Akten aus den Jahren
1888 bis 1989 werden in den kommenden Jahren aufbereitet und in das
Archiv überführt, teilte die Uni am Dienstag mit. Sie umfassen die
Zeit vom deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik, den
Nationalsozialismus bis zur DDR. Finanzielle Unterstützung in Höhe
von 136 000 Euro erhält die Universität aus einem Sonderprogramm des
Bundes für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts.

«Psychiatriegeschichte ist immer auch Gesellschaftsgeschichte. Die
Akten geben nicht nur einen Einblick in die Geschichte des Fachs. Sie
zeigen auch, was die Menschen damals bewegt hat, welche Ängste und
Sorgen sie hatten», erklärte der Medizinhistoriker Florian Bruns vom
Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der
Martin-Luther-Universität.

Die Akten werden den Angaben zufolge in Zentrum für Bucherhaltung
Leipzig gereinigt, entsäuert, archivgerecht verpackt und für die
Forschung nutzbar gemacht.