Gedenken an Corona-Opfer, Lob für Helfer - Weil: «Sind sehr dankbar»

Seit einem Dreivierteljahr ist die Corona-Pandemie das bestimmende
Thema auch in Niedersachsen. Trotz großer Anstrengungen der Helfer
sind hier inzwischen mehr als 1000 Menschen gestorben. Die Kirchen
erinnern an sie - und rufen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt auf.

Hildesheim (dpa/lni) - Die Kirchen in Niedersachsen haben der Opfer
der Corona-Pandemie gedacht und appelliert, die Helfer im Kampf gegen
das Virus weiter mit voller Kraft zu unterstützen. Katholische und
evangelische Christen begingen am Sonntagabend zusammen einen
ökumenischen Gottesdienst mit Lichterfest im Hildesheimer Dom.

«Wir beten für die Menschen, die wegen der Pandemie gestorben sind»,

sagte der katholische Bischof Heiner Wilmer. «Und wir danken für die
Menschen, die sich in ganz besonderer Weise für andere einsetzen,
nicht selten bis zum Rand der Erschöpfung und sogar darüber hinaus.»

Er sprach damit Helfer verschiedener Berufsgruppen an - etwa Personal
in Kliniken und Seniorenheimen, Forscher, Erzieher und Lehrer, aber
auch Beamte, Politiker oder Beschäftigte aus Verkehr und Handel.

Am Wochenende überstieg die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang
mit dem Covid-19-Erreger starben, in Niedersachsen die Marke von 1000
- nach jüngsten Angaben wurden dem Landesgesundheitsamt mittlerweile
1009 Tote gemeldet. Als genesen galten zuletzt insgesamt 42 664
Menschen, bei 63 283 registrierten Infektionen seit Mitte März.

«Wir erleben, dass wir durch den großartigen Einsatz so vieler
unserer Mitmenschen schon jetzt Morgenlicht sehen in einer Zeit, die
Angst macht und dunkel erscheint», meinte Wilmer. «Dafür gilt es von

Herzen zu danken.»

Hannovers Landesbischof Ralf Meister betonte bei dem auch als
Livestream übertragenen Gottesdienst, es sei für viele Menschen eine
besondere Belastung gewesen, dass sie um gestorbene Angehörige nur
eingeschränkt trauern und «überhaupt nicht angemessen Abschied nehmen

konnten». Seit Monaten seien die Menschen oft «in einer tiefen
Verunsicherung. Viele gewohnte Sichtweisen sind eingetrübt.»

Meister unterstrich - auch mit Blick auf das Infragestellen der
Maßnahmen durch manche Kritiker - die Notwendigkeit weiteren
gesellschaftlichen Zusammenhalts. «Niemand bleibt allein», sagte er.
«Der Beifall vom Balkon ist zwar nicht mehr zu hören, doch
Nächstenliebe und Solidarität, Anerkennung und Achtung sind nicht
schwächer geworden. Sie werden nur von wenigen übertönt. (...) Wir
wissen, dass wir durch diesen Winter hindurch müssen mit
Einschränkungen, Abständen, aber gemeinsam.»

Ministerpräsident Stephan Weil sagte in einem Grußwort: «Wir trauern,

und wir sind zugleich sehr dankbar. Wie hoch wären die Opferzahlen
wohl, hätten sich in den vergangenen Monaten nicht unzählige
Mitbürger in den Dienst des Schutzes ihrer Mitmenschen gestellt?» Die
überwiegende Mehrheit der Bürger unterstütze die harten, aber nötig
en
Maßnahmen. «Ich bin dankbar für eine Gesellschaft, in der es so viel

Solidarität gibt (...). Das ist zugleich die Antwort auf diejenigen,
die das Risiko kleinreden oder gar unseren Staat an der Schwelle zu
einer Gesundheitsdiktatur wähnen.»

Er sei optimistisch, dass man das Virus im kommenden Jahr besser
unter Kontrolle bringen könne, meinte Weil. «Impfschutz,
Schnelltests, bessere Medikamente sind keine bloße Hoffnung, sondern
echte Perspektiven für die nächsten Monate.»