Strüngmann-Brüder: Nach Hexal-Verkauf in Biotech-Branche investiert

Mainz (dpa) - Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci, die beiden
Biontech-Mitgründer, sind zweifellos die bekanntesten Gesichter des
Mainzer Unternehmens. Die größten Anteilseigner der an der New Yorker
Nasdaq gelisteten Gesellschaft sind aber die beiden 70 Jahre alten
Brüder Andreas und Thomas Strüngmann, die 2005 den Generikahersteller
Hexal für 5,7 Milliarden Euro an den Schweizer Pharmariesen Novartis
verkauft hatten.

Die Zwillinge steckten ein Teil des Erlöses in mehrere
Biotechnologie-Firmen. Darunter war auch das 2008 gegründete Mainzer
Startup Biontech, an dem die Brüder über ihre Familienholding Santo -
ein Akronym aus «Strüngmann Andreas Thomas» - für 119 Millionen Eur
o
61 Prozent der Anteile erwarben.

Aufsichtsratsvorsitzender und Vertreter des Haupteigentümers ist
Helmut Jeggle. Wenige Wochen nach dem Börsengang von Biontech im
Oktober 2019 an der US-Technologiebörse Nasdaq bekannte sich Jeggle
Anfang Januar 2020 in einem Interview des Wirtschaftsmagazins
«Capital» zum Standort Deutschland. Biontech profitiere nach wie vor
von «deutschen Tugenden» wie Ingenieurskunst, Kostenbewusstsein und
der Loyalität der Mitarbeiter, sagte der Aufsichtsratschef.

Bei dem Börsengang im Oktober 2020 sammelte Biontech 150 Millionen
Dollar (ca. 135 Mio Euro) ein, weniger als zunächst geplant. Seither
ist der Börsenkurs nicht zuletzt dank der vielversprechenden
Fortschritte bei der weltweiten Suche nach einem Corona-Impfstoff
kräftig gestiegen. Lag der Kurswert der Aktie mit dem Börsenkürzel
BNTX am 20. November 2019 noch bei 20,35 Dollar, schloss sie ein Jahr
später (Stand 18. November 2020) bei 90,44 Dollar.

Den bislang höchsten Schlussstand hatte das Papier mit 112,76 Dollar
am 10. November. Tags zuvor hatten Biontech und der US-Partner Pfizer
mitgeteilt, dass ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz
vor der Krankheit Covid-19 biete. Über den kräftigen Kursanstieg
dürften sich nicht nur die Hauptgesellschafter freuen, sondern auch
Vorstandschef Sahin, der ebenfalls ein größeres Aktienpaket hält.

Die beiden Brüder, die mit ihren Familien in Oberbayern leben,
gründeten auch das in Frankfurt ansässige Ernst-Strüngmann-Institut,

das Grundlagenforschung im Bereich der Neurowissenschaften betreibt
und nach ihrem Vater benannt ist. Der Arzt hatte mit seinem
Familienunternehmen Durachemie, das zunächst augenärztliche Produkte
und später Generika produzierte, die Grundlage für den späteren
Aufstieg seiner beiden Söhne gelegt.