Keine Betten mehr: Athen nimmt Privatkliniken in die Pflicht

Athen (dpa) - Zwei Privatkliniken in Thessaloniki müssen auf
Anordnung der griechischen Regierung seit Freitag 200 Plätze für
Corona-Patienten zur Verfügung stellen. Möglich wurde dies durch ein
kürzlich verabschiedetes Pandemie-Gesetz. Die Anordnung erfolgte,
nachdem sich die neun Privatkliniken in Thessaloniki geweigert
hatten, Corona-Patienten aufzunehmen. In der Hafenstadt sind in den
staatlichen Krankenhäusern nur noch acht Corona-Intensivbetten frei,
berichtete die Tageszeitung «Kathimerini» am Freitag. In Athen seien
es nur noch 45.

Der griechische Privatklinik-Verband begründete die Weigerung zur
Aufnahme von Corona-Patienten damit, dass die Kliniken nicht für
Corona ausgestattet seien. Es mangele an Möglichkeiten, die Patienten
zu isolieren, auch sei das Personal nicht für die Behandlung dieser
Kranken geschult. «Menschenleben werden gefährdet», warnte
Verbandschef Grigoris Sarafianos am Freitag im Fernsehsender Skai.
Man habe stattdessen angeboten, den staatlichen Krankenhäusern 1000
andere Patienten abzunehmen.

Das griechische Gesundheitssystem gerät derzeit wegen der steigenden
Corona-Zahlen stark unter Druck. Zwar war Griechenland bisher im
Vergleich zu anderen europäischen Ländern nicht so stark von Corona
betroffen - allerdings ist der Gesundheitssektor nach der zehn Jahre
währenden Finanzkrise des Landes auch nicht gut ausgestattet. Im
ganzen Land gibt es 1220 Intensivbetten, 651 davon gelten als
Corona-Betten, fast alle sind belegt. Zum Vergleich: In Deutschland
gibt es mit rund acht mal so vielen Einwohnern fast 20 Mal so viele
Betten wie in Griechenland.

Vor allem in Thessaloniki hatte sich das Virus in den vergangenen
Wochen stark verbreitet, die Hafenstadt gehört zu den am stärksten
betroffenen Regionen Griechenlands. Von den landesweit 3227 neuen
Infektionen am Donnerstag wurden fast 800 dort verzeichnet.