Schweden bringt lokale Besuchsverbote für Altersheime auf den Weg

Stockholm (dpa) - Schweden ebnet angesichts steigender Corona-Zahlen
den Weg für die Wiedereinführung eines Verbots von
Altersheimbesuchen. Die Regierung will die Gesundheitsbehörde
Folkhälsomyndigheten mit der Möglichkeit ausstatten, auf lokaler
Ebene ein Besuchsverbot für Altersheime auszusprechen. Das teilte
Ministerpräsident Stefan Löfven am Donnerstag auf einer
Pressekonferenz in Stockholm mit. Es handele sich um eine sehr
eingreifende und weitreichende Maßnahme, die deshalb nur dort
eingeführt werden solle, wo sie wirklich gebraucht werde. Für die
allerengsten Angehörigen der Heimbewohner solle es Ausnahmen geben.

Im Zuge der Corona-Krise hatte die Regierung solche Besuche im ganzen
Land monatelang untersagt - es war eine der striktesten der
schwedischen Corona-Beschränkungen gewesen. Dieses nationale
Besuchsverbot war zum 1. Oktober nach fast einem halben Jahr von der
Regierung aufgehoben worden.

Damals im Spätsommer hatte die Infektionslage in Schweden sehr gut
ausgesehen. Seitdem hat sich die Situation in dem skandinavischen
EU-Land jedoch wieder erheblich verschlechtert: Täglich kommen
mehrere Tausend Neuinfektionen mit dem Coronavirus hinzu, die Zahl
der täglichen Todesfälle in Verbindung mit Covid-19-Erkrankungen
liegt seit längerem wieder im zweistelligen Bereich. In den
vergangenen 14 Tagen sind auf 100 000 Einwohner gerechnet rund 565
Neuinfektionen hinzugekommen, das ist auf die Bevölkerung gerechnet
fast der doppelte Wert Deutschlands (311).

Schweden ist in der Corona-Krise einen international beachteten
Sonderweg mit weniger strengen Beschränkungen sowie mit Appellen an
die Vernunft der Bürger gegangen. Schulen, Restaurants und Geschäfte
waren durchweg offen geblieben, allerdings galten besagtes Verbot von
Heimbesuchen sowie vereinzelte andere Beschränkungen. Insgesamt
liegen die Infektions- und Todeszahlen in Schweden seit Beginn der
Pandemie auf die Bevölkerung gerechnet deutlich über denen im Rest
Skandinaviens und auch über denen in Deutschland.