Forschungsdebatte im Bundestag - «Ran an den Speck, Frau Karliczek»

Berlin (dpa) - Die Opposition hat die Forschungspolitik der
Bundesregierung kritisiert. Bei der Bundestagsdebatte über den
Forschungs- und Innovationsbericht, den die Regierung alle zwei Jahre
vorlegt, warfen ihr Redner von Grünen, Linken, FDP und AfD am
Donnerstag zu wenig Engagement in diesem Bereich vor. Auch die Höhe
der Forschungsausgaben wurde als zu gering kritisiert.

Der forschungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Thomas
Sattelberger, sprach von «überkomplexen Regelwerken» in Deutschland
und «Bürokratie, die allem Forschergeist den Atem abschnürt». Falls

es jetzt hoffentlich einen Corona-Impfstoff aus Deutschland gebe,
dann nicht wegen, sondern trotz dieser Bundesregierung, sagte
Sattelberger. An Bundesforschungsministerin Anja Karliczek
(CDU) gerichtet sagte er: «Ran an den Speck, Frau Karliczek!»

Die Linken-Abgeordnete Petra Sitte kritisierte befristete Verträge im
Wissenschaftsbereich. «Kein Wirtschaftsunternehmen dieser Welt würde
eine solche Personalpolitik betreiben.» Der hochschulpolitische
Sprecher der Grünen, Kai Gehring, warf Karliczek in dem Zusammenhang
vor, die klügsten Köpfe zu «vergraulen». Der AfD-Forschungspolitike
r
Michael Espendiller sagte, der Forschungsetat von Google sei größer
als der der Bundesregierung.

Karliczek lobte dagegen die deutsche Forschungspolitik und verwies
auf die erfolgversprechenden Nachrichten bei der
Corona-Impfstoffentwicklung in deutschen Unternehmen: «Das wir diese
Erfolgsgeschichten haben, ist das Ergebnis technologieoffener und
kluger Forschungsförderung.» Laut Forschungs- und Innovationsbericht
investierten Staat und Wirtschaft 2018 105 Milliarden Euro in
Forschung und Entwicklung. Der Bund allein investierte den Angaben
zufolge 19,6 Milliarden Euro.