Afrika überschreitet Zwei-Millionen-Marke bei Corona-Fällen

Afrika war bei den Corona-Fallzahlen im globalen Vergleich ein
Nachzügler. Doch nun nimmt die Dynamik zu. Die Zahlen steigen
schneller. Eine symbolische Marke wurde gerade überschritten.

Johannesburg (dpa) - Afrika hat bei der Zahl der nachgewiesenen
Corona-Fälle eine neue Rekordmarke erreicht, bleibt weltweit aber der
am wenigsten betroffene Kontinent. «Wir haben heute eine neue
Schwelle mit mehr als zwei Millionen Fällen erreicht»», sagte John
Nkengasong von der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union
(AU), der Africa CDC, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz.
Insgesamt 2 013 388 Fälle wurden auf dem Kontinent dokumentiert, wie
CDC-Zahlen am Donnerstag zeigten. Nach diesen Angaben sind 48 408
Menschen bislang gestorben. Südafrika stellt mit rund 760 000 Fällen
den Großteil der registrierten Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2.
Weitere Schwerpunktländer sind Marokko, Ägypten oder Äthiopien.

Nach Expertenansicht liegt die Dunkelziffer auf dem Kontinent mit
seinen 1,3 Milliarden Menschen jedoch weitaus höher. Die neu
entwickelten Impfstoffe weckten Hoffnung, erklärte Nkengasong. Er
warnte aber auch: «Es gibt sie noch nicht auf dem Kontinent, und wir
werden sie kaum vor Mitte kommenden Jahres sehen.» Bis dahin müsse
mit den vorhandenen Gesundheitsmaßnahmen unter allen Umständen ein
weiteres Anschwellen der Fallzahlen verhindert werden. Ein Nachlassen
der bisherigen Vorsichtsmaßnahmen sei nicht hinzunehmen.

Positiv wertete er eine hohe Bereitschaft der afrikanischen
Bevölkerung gegenüber einem Einsatz möglicher neuer Impfstoffe. «Al
s
Kontinent befinden wir uns gerade an einer Wegscheide», sagte der
CDC-Direktor und betonte: «Investitionen in unser Gesundheitssystem
sind auch wirtschaftliche Investitionen.»

Das Coronavirus hat sich zunächst relativ langsam auf dem Kontinent
verbreitet, die Gesamtzahl ist noch immer gering im Vergleich zu
anderen Regionen. Der erste Fall trat in Afrika später auf als
anderorts, und die meisten Regierungen haben rasch strenge Maßnahmen
verhängt. Allerdings hat das Tempo der Ausbreitung deutlich zugelegt:
«Es brauchte fast sechs Monate um die Zahl von einer Million Fällen
zu erreichen, und gerade mal etwas mehr als drei Monate um die
Fallzahl von zwei Millionen zu erreichen», beobachtete die
Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC).

Vor allem die Bevölkerung in Krisenregionen sei durch eine
bevorstehende zweite Welle extrem gefährdet, so das IRC. Die oft
strengen Lockdown-Maßnahmen haben verheerende Auswirkungen auf
Menschen und Volkswirtschaften gehabt. Der Afrika-Verein der
deutschen Wirtschaft (AV) sowie diverse Hilfsorganisationen gehen von
mehreren Millionen Jobs aus, die so vernichtet wurden. Sie warnten
bereits vor schlimmen Folgen für den Kontinent. Den ärmsten Ländern
fehlen zudem die finanziellen Mittel, um die Krise zu bewältigen. Die
CDC versucht daher, die vorhandenen Mittel zu bündeln und die
Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren. Am Donnerstag
erhielt sie dafür Finanzzusagen der Afrikanischen Entwicklungsbank.