Kinderärzte: Strenge Kontaktregeln für Kinder schädlich

Berlin (dpa) - Kinderärzte und der Kinderschutzbund kritisieren den
jüngsten Appell der Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin, dass
sich auch Kinder wegen der Corona-Pandemie derzeit nur mit einem
bestimmten Freund oder einer Freundin treffen sollten. «Da Kinder bis
zehn Jahre das Virus erwiesenermaßen deutlich seltener weitergeben,
selbst wenn sie sich anstecken, ist die geplante Begrenzung auf einen
Spielkameraden für diese Altersgruppe überflüssig und schädlich»,

sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte,
Thomas Fischbach, der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Donnerstag). Für

Jugendliche würde eine solche Regel hingegen Sinn ergeben, denn sie
seien ähnlich infektiös wie Erwachsene.

Bund und Länder hatten am Montag in einem Beschluss empfohlen, dass
sich Familien angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen nur noch
mit einem weiteren festen Hausstand treffen sollten. Das schließe
auch Kinder und Jugendliche in den Familien mit ein. Konkret würde
das bedeuten, dass sich Kinder auf einen Freund oder eine Freundin
festlegen müssten. Aus dem Appell könnte bei den nächsten Beratungen

in einer Woche ein Verbot werden.

Eine Maskenpflicht für Grundschüler lehnt der Kinderärzte-Verband
nicht ab, empfiehlt aber Ausnahmen. Befürchtungen, Masken könnten die
Atmung beeinträchtigen, die Versorgung mit Sauerstoff gefährden oder
zu einer gefährlichen Anreicherung von Kohlendioxid führen, «sind
unbegründet», sagte Fischbach. Auch führten Masken bei entsprechender

Aufklärung nicht zu seelischen Problemen.

Auch Kinderschutzbund-Präsident Heinz Hilgers rügte den politischen
Appell, dass Kinder sich nur noch mit einem bestimmten Freund treffen
sollten. «Da werden Kinder gezwungen, sich zwischen Freunden zu
entscheiden. Es wird tränenreiche Zurückweisungen geben. Das ist
unbarmherzig», sagte er im Interview mit der «Passauer Neuen Presse».

Dafür gebe es aber keinen vernünftigen Grund. Die Kinder seien
zusammen in der Schule und im Kindergarten, da müsse man auch
ermöglichen, dass sie privat mehrere Freunde treffen.