«Querdenken»-Demo in Leipzig: Tausende Teilnehmer erwartet

Das wird eine schwere Aufgabe für die Polizei in Leipzig: 27
Demonstrationen an einem Tag, Zehntausende Menschen unterschiedlicher
Lager und Positionen, Rechts- und Linksextreme - einige
möglicherweise gewaltbereit.

Leipzig (dpa) - Die Stadt Leipzig und ihre Bewohner stehen während
des Corona-Teil-Lockdowns vor einem komplizierten
Demonstrations-Wochenende: Für Samstag (13.00) sind insgesamt 27
Demonstrationen, Versammlungen und Kundgebungen angekündigt. Zur
größten Demonstration der Initiative «Querdenken» gegen die von Bun
d
und Ländern beschlossenen Anti-Corona-Maßnahmen werden 20 000
Menschen erwartet.

Da es zahlreiche Gegendemonstrationen gibt, bereitet sich die Polizei
nach eigenen Angaben auf einen «sehr intensiven Einsatz vor. Auf
allen Seiten sei ein gewisses Radikalisierungspotenzial erkennbar.

Die «Querdenken»-Demo war von der Versammlungsbehörde vom zentralen
Augustusplatz auf die Parkflächen der Neuen Messe verlegt worden -
dieses Areal ist etwa neun Kilometer entfernt vom Stadtzentrum. Zudem
wurde ein geplanter Aufzug durch Teile der Innenstadt untersagt.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bezeichnete die
Demonstration mit der erwarteten Anzahl an Teilnehmern als
«unkalkulierbares Risiko».

Die Stadt hat den Demo-Teilnehmern das Tragen eines
Mund-Nasen-Schutzes sowie die Einhaltung des Mindestabstandes
vorgegeben. Zudem ist Pyrotechnik ebenso wenig erlaubt wie das
Abwerfen von Flugblättern.

Der Präsident des Leipziger Amtsgerichts, Michael Wolting, hat indes
klargemacht, dass die Justiz bereit ist, mit Härte gegen grobe
Verfehlungen während der Demonstrationen vorzugehen. «Das Amtsgericht
steht mit zusätzlichen Ermittlungsrichtern bereit, die bei Straftaten
von Gewicht Untersuchungshaft anordnen werden. Zur Verhinderung von
Ordnungswidrigkeiten erheblicher Bedeutung kann Polizeigewahrsam
angeordnet werden», betonte Wolting.

«Wir betrachten mit Sorge die Zahl der Personen, die die Pandemie
leugnen, verharmlosen und Schutzmaßnahmen ablehnen», heißt es in
einer Mitteilung des Kirchenbezirks Leipzig. Daher soll am Samstag
bei ökumenischen Gottesdiensten in Leipzig ein Zeichen für
Verantwortung, Respekt, Solidarität und gesellschaftlichen
Zusammenhalt in der Pandemie gesetzt werden. In der Propsteikirche,
der Thomaskirche und der Nikolaikirche gibt es Andachten mit Gebet
für den Frieden in der Stadt sowie die von der Covid-19-Erkrankung
betroffenen Menschen und ihre Angehörigen.

Unterstützung für die Leipziger Polizei kommt am Samstag von der
sächsischen Bereitschaftspolizei, von Einsatzkräften aus acht
Bundesländern sowie der Bundespolizei und dem Landeskriminalamt.
Zudem wird aus Hubschraubern das Geschehen aus der Luft überwacht.
Die Stadt empfahl ihren Bewohnern, angesichts der zahlreichen
Demonstrationsteilnehmer am Samstag die Innenstadt zu meiden.