Schulen und Kitas in Corona-Krise - «Lüften bleibt dabei das A und O»

Die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Rheinland-Pfalz steigt über
300. Die Kultusminister der Länder beraten über die Folgen - auch
über eine mögliche Maskenpflicht im Unterricht. Einschränkungen im
Grenzverkehr nach Frankreich werden derzeit offenbar nicht erwartet.

Mainz (dpa/lrs) - Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter, aber
Schulen und Kitas sollen möglichst lange offen bleiben. Das betonte
die Kultusministerkonferenz bei einer Tagung in Mainz und unterstrich
auch unter anderem die Bedeutung von häufigem Lüften. Unterdessen
sprachen sich die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, dem
Saarland und Baden-Württemberg gegen Einschränkungen im Grenzverkehr
aus - trotz der erneuten Einstufung der französischen Grenzregion als
Corona-Risikogebiet. Die weitere Entwicklung im Überblick:

NEUE ZAHLEN: Die Zahl der neu gemeldeten Corona-Infektionen in
Rheinland-Pfalz ist binnen 24 Stunden um 343 gestiegen. Das teilte
das Gesundheitsministerium in Mainz am Freitag mit (Stand 14.10 Uhr).
Zum Vergleich: Am Donnerstag war die Zahl um 237 gestiegen. Insgesamt
seien seit Beginn der Pandemie 13 217 bestätigte Fälle registriert
worden, hieß es am Freitag. 2566 Menschen im Bundesland seien aktuell
mit dem Coronavirus infiziert. 10 338 Menschen gelten als genesen.
Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um einen
Fall auf 263. Im Corona-Hotspot des Landes, dem Kreis Bitburg-Prüm,
blieb der Wert der Infektionen pro 100 000 Einwohner mit 135 hoch.

SCHULEN: Trotz deutlich steigender Corona-Infektionszahlen sollen die
Schulen und Kitas nach Auffassung der Kultusministerkonferenz (KMK)
möglichst lange offen bleiben. «Lüften bleibt dabei das A und O»,
sagte KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD) in Mainz nach zweitägigen
Video-Beratungen der 16 Landes-Minister. «Räume, die man nicht lüften

kann, können auch nicht für den Unterricht genutzt werden.» Bei
höheren Infektionszahlen könne es sinnvoll sein, die Maskenpflicht
auch im Unterricht anzuordnen. «Ein Automatismus macht aus unserer
Sicht aber keinen Sinn», sagte die Bildungsministerin. Diese
Entscheidung müsse von der Situation vor Ort abhängig gemacht werden.

GRENZVERKEHR: Die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, dem
Saarland und Baden-Württemberg haben sich trotz der erneuten
Einstufung der französischen Grenzregion als Corona-Risikogebiet
gegen Einschränkungen im Grenzverkehr ausgesprochen. An keiner der
Außengrenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien könne das tägliche

Leben, Arbeiten und Studieren durch einen kompletten Lockdown
lahmgelegt werden, teilten Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD,
Rheinland-Pfalz), Ministerpräsident Tobias Hans (CDU, Saarland) und
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne, Baden-Württemberg)
mit. Als es im März zu Grenzschließungen kam, habe es noch keine
Testungen und Nachverfolgungen von Infektionsketten gegeben. Man
setze auf eine grenzüberschreitende Pandemiebekämpfung.

HANDEL: Die Umsätze in der rheinland-pfälzischen Industrie schrumpfen
weiter auf breiter Front. Im August verzeichnete die für das Land
wichtige Branche Erlöse von insgesamt 6,3 Milliarden Euro, wie das
Statistische Landesamt in Bad Ems mitteilte. Das waren 16,5 Prozent
weniger als ein Jahr zuvor. Bereits in den Vormonaten waren die
Umsätze um mehr als acht beziehungsweise zwölf Prozent eingebrochen.

BEHERBERGUNG: Der Spitzenkandidat der CDU Rheinland-Pfalz für die
Landtagswahl, Christian Baldauf, hat ein schnelles Ende des
umstrittenen Beherbergungsverbots gefordert. «Das Beherbergungsverbot
muss sofort eingestampft werden. Es war von Anbeginn an nicht
zielführend, sondern hat nur dazu geführt, die Bürgerinnen und Bürg
er
weiter zu verunsichern», sagte Baldauf, der auch Mitglied des
CDU-Bundesvorstands ist. Zudem sei dieses Signal für die gebeutelte
Branche verheerend. «Bereits erfolgte Buchungen werden reihenweise
storniert. Der immaterielle und materielle Schaden ist enorm.»

VORERST KEINE VERSCHÄRFUNG: Nachdem sich in einer Tiefkühlkost-Fi
rma
in Bobenheim-Roxheim (Rhein-Pfalz-Kreis) Dutzende Mitarbeiter mit dem
Coronavirus infiziert haben, plant die Verwaltung zunächst keine
verschärfenden Maßnahmen. Wie eine Sprecherin sagte, seien die Zahlen
im Kreis «momentan noch akzeptabel». Mit den Angaben von Donnerstag
lagen laut Sprecherin alle Testergebnisse vollständig vor. Demnach
hatten sich 45 der insgesamt 165 Angestellten des Unternehmens
nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Der Sprecherin zufolge
ließ das Unternehmen Anfang der Woche die gesamte Belegschaft testen,
nachdem Einzelfälle von Infizierten bekannt geworden waren.

EIGENVERANTWORTUNG: FDP-Generalsekretär Volker Wissing hat zu mehr
Eigenverantwortlichkeit im Kampf gegen die Corona-Pandemie
aufgerufen. «Wir müssen die Pandemie bekämpfen, auch indem wir an die

Menschen appellieren - das funktioniert auch», sagte der
rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister im ARD-«Morgenmagazin».
«Keiner möchte krank werden, und keiner möchte andere infizieren.»

Ohne die Eigenverantwortung der Menschen könne die Pandemie nicht
bekämpft werden. «Wir müssen erkennen, dass der Staat nicht alles
kontrollieren kann.» Wissing sprach sich für mehr Einheitlichkeit
zwischen den einzelnen Ländern in bestimmten Bereichen aus.