Kritik an Spahn wegen Grippeimpfstoff - Nachlieferung zeitlich offen

Wegen der Corona-Krise wollen sich mehr Menschen als sonst gegen
Grippe impfen lassen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ruft
zur Impfung auf und versichert: Es gibt genug Impfstoff. Doch gegen
diese Aussagen regt sich Unmut.

München (dpa) - Ärzte und Patientenschützer haben Aussagen von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Verfügbarkeit von
Grippeimpfstoff kritisiert. Der Präsident der Bayerischen
Landesärztekammer (BLÄK) sagte am Donnerstag, er könne Spahns
Aussage, es bestünden keine Engpässe bei Grippeimpfstoffen, nicht so
stehen lassen. Fakt sei, dass in Bayern viele Praxen noch nicht
einmal die vorbestellten Impfstoffe komplett erhalten hätten.
Nachbestellungen seien zwar möglich, jedoch zeitlich nicht absehbar.
«Ob in Zukunft fristgerecht geliefert werden wird, ist eine Hypothek
auf die Zukunft», sagte Quitterer.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch,
warf dem Minister vor, bei der Grippeimpfung Chaos angerichtet zu
haben. «Wochenlang trommelt Jens Spahn dafür, sich impfen zu lassen.
Doch jetzt fehlen landauf und landab die Impfdosen, und plötzlich
heißt es vom Ressortchef, zunächst sollen nur Risikogruppen den
Schutz erhalten», sagte Brysch. «Das schürt maximal Verunsicherung.
»

Quitterer appellierte an die Politik, sie solle «nicht nur die
Bevölkerung zum Impfen aufrufen, sondern auch sicherstellen, dass die
impfwilligen Patientinnen und Patienten, vor allem die
Risikopatienten und chronisch Kranken, diese Impfung auch erhalten
können». Die Nachfrage bei Grippeimpfungen sei in diesem Jahr auch in
Bayern sehr hoch. Daher seien in einigen Hausarztpraxen die ersten
Impfdosen bereits verimpft.

Spahn hatte am Mittwoch Befürchtungen vor Versorgungsengpässen beim
Grippeimpfstoff zurückgewiesen und besonders gefährdete
Bevölkerungsgruppen dazu aufgerufen, sich impfen zu lassen. Es könne
momentan lokal und zeitlich zu Lieferengpässen kommen, das heiße aber
nicht, dass es Versorgungsengpässe bei diesem Grippeimpfstoff gebe.
Das Bundesgesundheitsministerium hat nach eigenen Angaben für diese
Saison 26 Millionen Dosen bestellt, laut Spahn so viel wie noch nie.