Frankreich rechnet mit strengeren Corona-Regeln

Paris (dpa) - Frankreich erwartet mit Blick auf ein TV-Interview mit
Präsident Emmanuel Macron strengere Maßnahmen im Kampf gegen Corona.
«Alles ist vorstellbar. (...) Nichts wird ausgeschlossen», sagte die
Beigeordnete Ministerin im Innenministerium, Marlène Schiappa, am
Dienstag auf die Frage nach einer möglichen abendlichen
Ausgangssperre dem Sender LCI. Es gebe viele Menschen, die sich an
die aktuellen Maßnahmen hielten, aber das reiche nicht. Es lägen
daher durchaus andere Maßnahmen auf dem Tisch, die regional in
Betracht kämen, sagte Schiappa.

Macron will sich am Mittwochabend in einem Interview im französischen
Fernsehen äußern. Die Corona-Lage im Land verschlechtert sich seit
Wochen. Frankreich mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern hatte am
Samstag annähernd 27 000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden
gemeldet - ein Rekord. In zahlreichen französischen Metropolen,
darunter Paris und Lyon, gilt die höchste Corona-Warnstufe. Bars sind
geschlossen, in Restaurants gelten strengere Hygienemaßnahmen.

Besonders im Großraum Paris ist die Lage sehr angespannt. Dem Chef
der regionalen Gesundheitsbehörde zufolge, Aurélien Rousseau, sind
dort 17 Prozent der auf das Coronavirus getesteten Menschen positiv.
Unter den jungen Menschen haben sich rund 800 Menschen pro 100 000
Einwohner in den vergangenen sieben Tagen mit dem Virus infiziert.
Französische Medien spekulieren daher über die Einführung einer
abendlichen Ausgangssperre in den am stärksten betroffenen Gebieten.
Am Dienstagvormittag berieten Macron und Mitglieder der Regierung
über mögliche Maßnahmen.

Es wurde in der Vergangenheit immer wieder betont, dass generelle
landesweite Ausgangsbeschränkungen, wie es sie im Frühjahr gegeben
hatte, vermieden werden sollen. In Frankreich waren die Regeln damals
sehr streng, die Menschen durften nur mit Formular vor die Tür. Der
Bewegungsradius und die Zeit an der frischen Luft waren begrenzt,
Parks und Strände waren geschlossen.