Lukaschenko macht Proteste für Corona-Infektionen verantwortlich

Minsk (dpa) - Im Machtkampf in Belarus (Weißrussland) hat Präsident
Alexander Lukaschenko die Massenproteste mitverantwortlich für den
Anstieg bei Corona-Infektionen gemacht. «Was gerade auf den Straßen
von Minsk an den Wochenenden passiert, dabei ist klar, welche Folgen
das haben wird», sagte der 66-Jährige am Donnerstag in der Hauptstadt

bei einem Treffen zur Gesundheitslage in der früheren Sowjetrepublik.
«Der Krankenstand in Minsk ist viel höher als in anderen Regionen.»

In der Hauptstadt mit ihren etwa zwei Millionen Einwohnern gehen seit
der Präsidentenwahl Anfang August besonders viele Menschen gegen
Lukaschenko auf die Straße. Der schon mehr als ein Vierteljahrhundert
regierende Machthaber reklamiert einen Sieg mit 80,1 Prozent der
Stimmen für sich. Die Opposition hält dagegen Swetlana Tichanowskaja
für die wahre Siegerin. Bei den Protesten gab es bereits Tausende
Festnahmen.

Lukaschenko hatte das Coronavirus lange kleingeredet und es als
Psychose abgetan. Er selbst gab kurz vor der Wahl an, eine Erkrankung
ohne Symptome überstanden zu haben. Nach offiziellen Zahlen gab es in
Belarus seit Beginn der Pandemie mehr als 81 500 Infektionen. 874
Menschen starben mit dem Virus.

«Offenbar hat die zweite Welle begonnen», sagte Lukaschenko am
Donnerstag. Er verteidigte zugleich seine Entscheidung im Frühjahr,
anderes als weltweit viele Länder auf einen Lockdown zu verzichten.
An seine Landsleute appellierte er nun: «Wenn Sie in eine Apotheke,
ein Geschäft gehen, nehmen Sie unbedingt eine Maske mit.»