Berliner Senat beschließt Sperrstunde und neue Kontaktbeschränkungen

In Berlin steigt die Zahl der Corona-Infektionen weiter. Der Senat
sieht sich zum Handeln gezwungen - und hat nun weitere Maßnahmen
beschlossen.

Berlin (dpa/bb) - Wegen des starken Anstiegs der Corona-Infektionen
gelten in Berlin bald eine nächtliche Sperrstunde und strengere
Kontaktverbote für drinnen und draußen: Die meisten Geschäfte sowie
alle Restaurants und Bars müssen von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr
schließen. Das beschloss der Senat am Dienstag. Ausnahmen sind
demnach etwa für Apotheken oder Tankstellen geplant, letztere dürfen
in der Nacht aber keinen Alkohol mehr verkaufen.

Im Freien dürfen sich von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr nur noch fünf
Personen oder Menschen aus zwei Haushalten versammeln, wie der Senat
weiter beschloss. An privaten Feiern in geschlossenen Räumen dürfen
nur noch maximal 10 statt bisher 25 Personen teilnehmen.

Die Maßnahmen zielen vor allem auf private Feiern und illegale
Partys, die die Berliner Behörden als Treiber des
Infektionsgeschehens sehen. Sie sollen ab Samstag gelten - und sind
zunächst bis 31. Oktober befristet.

Erst seit vergangenem Samstag gelten in Berlin neue Beschränkungen,
die der Senat in der Vorwoche beschlossen hatte: Private Feiern im
Freien mit mehr als 50 Teilnehmern sind seitdem verboten. In
geschlossenen Räumen gilt eine Obergrenze von 25 Teilnehmern. Neu ist
auch eine Maskenpflicht in Bürogebäuden.

Trotz dieser Beschlüsse war Berlin wegen des raschen Anstiegs der
Infektionszahlen weiter unter Druck geraten. Mehrfach forderten
Vertreter der Bundesregierung öffentlich, die Stadt möge mehr zur
Bekämpfung der Corona-Pandemie und zur Durchsetzung der Regeln tun,
zuletzt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Unterdessen zeigt das Berliner Ampelsystem zur Bewertung der
Corona-Lage dem Senat zum ersten Mal Handlungsbedarf an. Die Zahl der
Neuinfektionen im Verhältnis zur Einwohnerzahl in den vergangenen
sieben Tagen und die Reproduktionszahl liegen inzwischen über den als
kritisch definierten Grenzwerten. Das geht aus dem Online-Lagebericht
der Gesundheitsverwaltung vom Dienstag hervor. Damit steht die Ampel
nun auf Doppel-Rot. Für diesen Fall hatte der Senat vereinbart, dass
die Umsetzung von Maßnahmen erforderlich wird.

Die Corona-Ampel berücksichtigt drei Indikatoren: die
Reproduktionszahl (kurz R-Wert), die Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner in den vergangenen sieben Tagen und die Auslastung der
Intensivbetten mit Covid-19-Patienten. Für jedes Kriterium wurden
Grenzwerte definiert. Werden diese mindestens drei Mal in Folge
überschritten, wechselt die entsprechende Ampelfarbe auf Gelb oder
Rot.

Auf Rot gesprungen ist die Ampel nun auch bei der Reproduktionszahl -
mit einem Wert von 1,26. Das bedeutet, dass ein Infizierter mehr als
einen anderen Menschen ansteckt. Um die Pandemie zu bremsen, müsste
der Wert kleiner als 1 sein. Bei den Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner in den vergangenen sieben Tagen wird inzwischen ein Wert
von 44,2 erreicht - und liegt damit nur noch knapp unter der als
kritisch eingestuften Schwelle von 50. In den Innenstadtbezirken sind
die Werte deutlich höher als am Stadtrand, insbesondere Neukölln
sticht mit 87,3 heraus. Das Ampelsystem war im Mai in der Hauptstadt
eingeführt worden.