Die Präsidenten und ihre Gesundheit

Washington (dpa) - Mit Donald Trumps Corona-Infektion ist die
Gesundheit und medizinische Versorgung des US-Präsidenten in den
Fokus gerückt. Wer dafür verantwortlich ist und wie das sensible
Thema bei Trumps Kollegen in Frankreich und Russland gehandhabt wird:

USA

Seit Trumps Corona-Diagnose sind alle Augen auf seinen Leibarzt Sean
Conley gerichtet. Der 40-Jährige ist auf Notfallmedizin
spezialisiert. Bevor er 2018 Chefmediziner im Weißen Haus wurde,
arbeitete er unter anderem als Notarzt bei der US-Marine und war der
«New York Times» zufolge leitender Arzt der Traumatologie in einer
medizinischen Einheit der Nato in Afghanistan.

Bislang war von Conley die Rede, wenn es um den jährlichen
Medizincheck des Präsidenten ging oder darum, Spekulationen über
Trumps Gesundheitszustand aus der Welt zu räumen. Im Mai nahm Trump
in Absprache mit Conley das Malaria-Medikament Hydroxychloroquin zur
Corona-Prophylaxe ein, was zu Verwunderung führte, da es keine
belastbaren wissenschaftlichen Belege für eine Wirksamkeit des
Medikaments im Zusammenhang mit Corona gab.

Bei Pressekonferenzen im Zusammenhang mit Trumps Covid-19-Erkrankung
geriet Conley in die Kritik. Er wich Fragen von Journalisten aus,
korrigierte Angaben zum Zeitpunkt der Diagnose im Nachhinein und
zeichnete zunächst ein rosiges Bild des Zustands des Präsidenten, von
dem sich später herausstellte, dass er doch ernster war.

Conleys Vorgänger Ronny Jackson war vor Trump schon für die
medizinische Versorgung von George W. Bush und Barack Obama
verantwortlich. Jackson hatte Trump in übertrieben klingenden
Lobeshymnen eine exzellente Gesundheit und eine tadellose geistige
Verfassung attestiert. So sagte Jackson, Trump hätte, auch aufgrund
seiner hervorragenden Gene, 200 Jahre alt werden können - wenn er
sich nur besser ernährt hätte. Trump hatte ihn als Veteranenminister
nominiert, was wegen Vorwürfen um übermäßigen Alkoholkonsum und lax
e
Praktiken bei der Medikamentenverschreibung aber scheiterte.

RUSSLAND

Für die Gesundheit von Kremlchef Wladimir Putin, der am Mittwoch 68
Jahre alt wird, ist eine ganze Abteilung in der Präsidialverwaltung
zuständig. Jahrelang betreute der ausgebildeter Orthopäde Sergej
Mironow den sportlichen Staatschef. Als Kremlarzt stand er auch schon
Boris Jelzin zur Seite. Putins Gesundheitszustand wird meist wie
ein Staatsgeheimnis gehütet. Nur einmal ließ sich der Leibarzt vor
wenigen Jahren Details entlocken: Putin sei skeptisch bei
Medikamenten und setze auf Honigtee und schonende Massagen. Mironows
Diagnose: «Aus medizinischer Sicht ist Putin bedeutend jünger, als er
es nach seinem Alter wäre.»

FRANKREICH

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (42) fiel in der Öffentlichkeit
bisher nicht mit Gesundheitsproblemen auf; deshalb war es auch nicht
nötig, dass ein Mediziner den Gesundheitszustand des mächtigsten
Franzosen erklärt. In seinem persönlichen Generalstab gibt es mit
Jean-Christophe Perrochon einen Chefarzt, der sich um die Gesundheit
des Staatsoberhaupts kümmert. Perrochon stammt aus dem
Gesundheitsdienst der Streitkräfte und diente im Élyséepalast schon
unter Macrons Vorgänger François Hollande.

Macron stammt aus einer Arztfamilie und lässt Interesse an
medizinischen Themen erkennen. So traf er vor einem halben Jahr den
umstrittenen Arzt Didier Raoult, der ein Verfechter des Medikaments
Hydroxychloroquin im Kampf gegen Covid-19 ist.

Die Franzosen haben aus der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit
kranken Präsidenten. Der Sozialist François Mitterrand (1916 bis
1996) verschwieg über Jahre hinweg eine Krebserkrankung. Georges
Pompidou (1911 bis 1974) starb mit 62 Jahren, ohne dass die
Öffentlichkeit vorher erfahren hätte, dass er an der Krankheit Morbus
Waldenström litt, die zu den Tumoren des Lymphgewebes gehört.