Corona-Zahlen steigen: Alkoholverbote und Sperrstunde in Frankfurt

In Hessen ist die Marke von 20 000 Corona-Infektionen durchbrochen,
in Frankfurt wird mit neuen Maßnahmen auf das erwartete Erreichen der
Warnstufe Rot reagiert. Die Behörden appellieren an Verantwortung der
Bürger.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Angesichts steigender
Corona-Infektionszahlen in Frankfurt hat der Verwaltungsstab der
Stadt eine Reihe von Einschränkungen beschlossen. So wird in
Einkaufspassagen und großen Einkaufsstraßen wie der Zeil eine
Maskenpflicht eingeführt, kündigte Oberbürgermeister Peter Feldmann
(SPD) am Dienstag nach der Sitzung des Krisenstabs an.

Voraussichtlich von Freitag (9.10.) an und bis Ende kommender Woche
werde außerdem für Gaststätten eine Sperrstunde in der Zeit von 22.00

Uhr bis 6.00 Uhr eingeführt. Im öffentlichen Raum - auf Plätzen,
Straßen und Grünflächen - werde Alkoholkonsum verboten. In
Einkaufspassagen und großen Einkaufsstraßen wie der Zeil werde eine
Maskenpflicht eingeführt. «Wir müssen jetzt reagieren, sonst
verspielen wir die erreichten Erfolge», betonte Feldmann.

Welche Straßen und Bereiche betroffen sein werden, sollte
voraussichtlich am Mittwoch mit Experten abgegrenzt werden, sagte
Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne). Er rechnete damit, dass
schon in den nächsten Tagen die Zahl von 50 Infizierten je 100 000
Einwohnern an sieben aufeinanderfolgenden Tagen überschritten werden
könnte. Das entspricht der Warnstufe Rot des Eskalationskonzepts des
Landes. Am Dienstagvormittag betrug diese sogenannte 7-Tage-Inzidenz
in Frankfurt 46,5 Fälle. Da zunächst eine Allgemeinverfügung der
Stadt veröffentlicht werden muss, treten die Maßnahmen nicht
unmittelbar in Kraft. Majer und Feldmann sprachen von einer ernsten
Lage. Einen Grund zur Panik gebe es aber nicht.

Unterdessen haben sich in Hessen seit Beginn der Pandemie mehr als 20
000 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Die
Gesamtzahl stieg seit Montag um 135 auf 20 113 Fälle, wie das
hessische Sozialministerium in Wiesbaden mitteilte. Stand Dienstag
starben 556 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19. Das waren drei
Todesfälle mehr als am Vortag.

Frankfurt weist dabei die meisten Neuinfektionen in den vergangenen
sieben Tagen pro 100 000 Einwohner (Inzidenz) auf, der Wert gilt als
wichtige Kennziffer für den Verlauf der Pandemie. Dahinter folgen die
Stadt Offenbach mit 45,9 sowie der Kreis Groß-Gerau mit 35,5.

Ob ähnlich wie in der Nachbarstadt Offenbach eine Maskenpflicht im
Unterricht an weiterführenden Schulen angeordnet werde, solle in der
kommenden Woche - noch vor Ende der Herbstferien - entschieden
werden, sagte Majer über die Beratungen des Verwaltungsstabs. Bei
privaten Feiern sollen in öffentlichen oder angemieteten Räumen
maximal 25 Menschen zusammenkommen. Für Feiern in privaten Räumen
werde dringend eine Begrenzung auf höchstens zehn Personen empfohlen.
Mit den Maßnahmen solle auch ein bevorstehender Lockdown verhindert
werden, so Majer.

«Der Kampf gegen Corona ist ein Langstreckenlauf», sagte Feldmann.
Frankfurt sei bisher zwar gut durch die Krise gekommen. «Aber noch
ist nichts gewonnen, wie die steigenden Zahlen zeigen.» Fast ein
Viertel - insgesamt 24 Prozent - der Neuinfizierten in Frankfurt sind
20 bis 29 Jahre alt, 22,8 Prozent gehören der Altersgruppe der 30-
bis 39-Jährigen an. In 30 Fällen handelte es sich um Reiserückkehrer,

89 Fälle gehen auf eine Gemeinschaftsunterkunft zurück. Derzeit gibt
es den Angaben zufolge 456 «aktive» Fälle in Frankfurt.