Laumann hofft auf hohe Grippe-Impfquote in «kritischen» Herbstmonaten

In Zeiten von Corona rückt die Grippe-Impfqoute noch mehr in den
Fokus als sonst. NRW-Gesundheitsminister Laumann hofft auf eine sehr
hohe Impfzahl, damit die Grippe möglichst wenig grassiert.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Wenn sich mehr Menschen als zuletzt gegen
Grippe impfen lassen, kann das nach Ansicht von
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) auch beim Kampf
gegen das Coronavirus helfen. Wie in jedem Jahr sollten sich vor
allem Risikogruppen impfen lassen, mahnte der Minister. Und gerade
vor dem Hintergrund der Pandemie sei eine hohe Quote etwa bei
Menschen ab 60 Jahren und exponierten Berufsgruppen wie medizinischem
Personal wichtig, um schwere Erkrankungen zu verhindern und Engpässe
in Krankenhäusern zu vermeiden. Oktober und November seien «die
kritischen Monate» für diese Impfungen, hob Laumann am Dienstag in
Düsseldorf hervor.

«Wir können auf die Art und Weise Menschenleben schützen»,
unterstrich der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe,
Hans-Albert Gehle. Es bestehe zudem die Hoffnung, dass
Influenza-Impfungen bei Corona-Infektionen helfen könnten. Das
Immunsystem könnte durch die Impfung aktiviert werden und
möglicherweise schneller reagieren. Von einem Corona-Schutz könne man
aber nicht sprechen, so Gehle.

In jedem Fall müsse verhindert werden, dass beide Viruserkrankungen -
Corona und die Grippe - nebeneinander auftreten. «Deswegen ist eine
hohe Impfquote wichtig», sagte Gehle.

In der Saison 2018/19 ließen sich deutschlandweit nach Angaben des
Robert Koch-Instituts rund ein Drittel der Senioren (35 Prozent)
immunisieren. Bei Menschen mit chronischen Leiden war es etwa ein
Fünftel bis die Hälfte. In Nordrhein-Westfalen ließ sich im
vergangenen Jahr etwa jeder achte gesetzlich Versicherte gegen Grippe
impfen, wie aus Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV)
hervorgeht. Demnach gab es 2019 gut zwei Millionen
Grippeschutzimpfungen bei etwa 16 Millionen Versicherten.

Für diese Grippesaison wäre es laut Gesundheitsminister Laumann ein
«Bombenerfolg», wenn NRW auf acht bis zehn Millionen geimpfte
Menschen kommen würde - rund die Hälfte der Einwohner im
bevölkerungsreichsten Bundesland. Einen großen Ansturm gibt es laut
seinen Worten bislang allerdings nicht: «Ich erkenne jetzt nicht,
dass wir einen Run auf die Impfstationen haben.»

Mut könnte dem Minister indes eine Beobachtung aus Köln machen: «Die

Nachfrage ist jetzt im Oktober schon so stark wie normalerweise erst
am Ende der Saison im Februar/März», sagte zuletzt der Vorsitzende
der Kölner Apotheken, Thomas Preis, dem «Kölner Stadt-Anzeiger» mit

Bezug auf die Grippe-Impfungen.

Der Minister zeigte sich auch zuversichtlich, dass eine höhere Quote
gelingen werde, da die Bevölkerung wegen der Corona-Krise
sensibilisiert sei. Ältere Menschen mit Vorerkrankungen würden
bereits meist gut erreicht, da sie regelmäßig ihre Hausärzte
besuchten. Nachholbedarf gebe es aber zum Beispiel bei manchen
Pflegeheimen, so Ärztevertreter Gehle. «Unter den Altenpflegern ist
teilweise eine gewisse impfkritische Haltung.»

Für den Fall der erhofften hohen Nachfrage macht sich Laumann keine
Sorgen, dass es nicht genug Impfstoff geben könnte. Für ganz
Deutschland seien in dieser Saison bislang rund 32 Millionen
Influenza-Impfdosen vorhanden, so der Minister.

Doppelinfektionen von Grippe und einem anderen Virus sind aus Sicht
des Bonner Virologen Hendrik Streeck derweil «sehr unwahrscheinlich».
«Weil das Immunsystem im Moment einer Infektion so im Alarm ist, dass
eine zusätzliche Infektion mit einer weiteren viralen Erkrankung sehr
selten vorkommt», sagte er zuletzt im Interview der Deutschen
Presse-Agentur.