Corona-Anstieg in mehreren Städten - Neue Einschränkungen? Von Marc Herwig, dpa

In Nordrhein-Westfalen stecken sich wieder deutlich mehr Menschen mit
dem Coronavirus an. Vor allem Gelsenkirchen, Hamm und Remscheid sind
betroffen. Am Montag wollen die Behörden entscheiden, ob es örtlich
wieder strengere Einschränkungen für die Menschen gibt.

Gelsenkirchen (dpa/lnw) - Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in
Nordrhein-Westfalen steigt wieder deutlich an. Besonders betroffen
sind Gelsenkirchen, Hamm und Remscheid: In den drei Städten wurde am
Wochenende deutlich die sogenannte Vorwarnstufe überschritten. Das
heißt, die Menschen dort müssen sich jetzt womöglich wieder auf erste

Einschränkungen des öffentlichen Lebens einstellen. An diesem Montag
wollen die Behörden entscheiden, ob für die betroffenen Städte wieder

striktere Beschränkungen eingeführt werden. Köln und der
Oberbergische Kreis blieben knapp unter der Vorwarnstufe.

Bei der entscheidenden Kennzahl - den Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner innerhalb von sieben Tagen - lag Gelsenkirchen am Sonntag
weiterhin an der Spitze der großen Städte und Kreise in NRW. Die
sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz wurde vom Robert Koch-Institut (RKI)
wie am Vortag mit 44,1 angegeben - eine Woche zuvor waren es 10,7.
Hamm kam am Sonntag auf einen Wert von 43,0 - eine Woche zuvor waren
es dort noch 10,1. In Remscheid infizierten sich laut RKI in den
vergangenen sieben Tagen 36,9 Personen pro 100 000 Einwohner mit dem
Coronavirus - eine Woche zuvor waren es noch 20,7.

Städte und Kreise, die eine Sieben-Tages-Inzidenz über 35 aufweisen,
müssen in NRW mit den zuständigen Landesbehörden konkrete
Gegenmaßnahmen abstimmen. Zudem sind ab diesem Wert keine Zuschauer
etwa bei Fußball-Bundesligaspielen mehr erlaubt, was in Gelsenkirchen
ein Thema werden könnte. Der FC Schalke 04 hat am nächsten Samstag
sein erstes Heimspiel der Saison.

Erst am Freitagabend hatte die Stadt Köln wegen der steigenden
Infektionszahlen verfügt, dass der 1. FC Köln sei
Bundesliga-Auftaktspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim am Wochenende
anders als geplant doch ohne Zuschauer austragen muss. Am Sonntag lag
die Domstadt mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von 34,2 dann knapp
unter der Vorwarnstufe - ebenso wie der Oberbergische Kreis mit einem
Wert von 33,0.

Landesweit steckten sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI)
vom Sonntag in den vergangenen sieben Tagen 15,3 Menschen pro 100 000
Einwohner mit dem Coronavirus an. NRW stand damit hinter Berlin,
Bayern und Hamburg auf Platz 4 der Bundesländer. Eine Woche zuvor lag
der Wert für NRW noch bei 10,7.

Wie es in den am stärksten betroffenen Städten nun weitergeht, wollen
die Behörden nach dem Wochenende entscheiden. Das
Landesgesundheitsministerium werde «am Montagmorgen eine verbindliche
Aussage treffen», sagte der Gelsenkirchener Gesundheitsdezernent
Luidger Wolterhoff am Samstag nach einer Sitzung des städtischen
Krisenstabs. Zuvor hatte die Stadt schon angekündigt, dass sie vor
allem private Feiern stärker beschränken werde. «Wir haben in den
vergangenen Tagen feststellen müssen, dass vor allem größere private

Feiern in Gelsenkirchen zu einer Verbreitung des Coronavrus
beigetragen haben», sagte Krisenstabsleiterin Karin Welge. Deshalb
wolle die Stadt mit den Einschränkungen auch genau an dieser Stelle
ansetzen.

Auch Hamm teilte mit, dass man sich am Montag zu möglichen
Einschränkungen äußern werde. Dort habe vor allem eine Hochzeitsfeier

zuletzt zu dem starken Anstieg geführt.

Mit den ersten Einschränkungen nach Überschreiten der Vorwarnstufe
soll verhindert werden, dass es bei einem weiteren Anstieg der
Infektionszahlen zu einem lokalen Lockdown kommt. Denn wenn eine
große Stadt oder ein Kreis die Grenze von 50 Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner in einer Woche überschreitet, sind gemäß der
nordrhein-westfälischen Corona-Schutzverordnung «zwingend zusätzliche

Schutzmaßnahmen anzuordnen».