Schweinepest: Klöckner will wirtschaftliche Schäden begrenzen

Nach dem Auftauchen der Afrikanischen Schweinepest wird mit weiteren
Funden gerechnet - bisher gibt es sie aber weiter nur in Brandenburg.
Im Blick stehen jedoch schon Folgen für Landwirte bundesweit.

Berlin/Potsdam (dpa) - Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU)
will wirtschaftliche Schäden für die Bauern wegen der Afrikanischen
Schweinepest in Deutschland möglichst gering halten. «Wir lassen sie
in dieser besonderen Situation nicht allein», sagte sie am Donnerstag
im Bundestag. Nach einem Einbruch bei den Schweinepreisen werde die
Marktentwicklung beobachtet. Es werde überlegt, welche Maßnahmen
möglicherweise wann ergriffen werden könnten. Denkbar seien Hilfen
für Lagerhaltung bei Landwirten oder Liquiditätsprogramme. Im Gebiet
der ersten Fälle in Brandenburg wurde die für Menschen ungefährliche

Tierseuche inzwischen bei sieben toten Wildschweinen nachgewiesen.

Klöckner rief zur Besonnenheit auf und wandte sich dagegen, jetzt
Debatten über das gesamte System der Nutztierhaltung zu führen. Aus
der Opposition kam Kritik am Krisenmanagement. Der FDP-Agrarpolitiker
Karlheinz Busen nannte die Vorkehrungen in Brandenburg «fahrlässig» -

etwa durch Aufenthalte von Wanderern und Radfahrern in den Gebieten.
Wilhelm von Gottberg (AfD) fragte, was angesichts von Ausfuhrverboten
mit schlachtreifen Schweinen geschehe. Der Bund müsse für den Bau
eines Zaunes zu Polen sorgen. Dort kursiert die Schweinepest seit
Monaten. Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD)
mahnte eine engere Abstimmung zwischen Bund und Ländern an.

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) als nationales Referenzlabor
bestätigte am Donnerstag eine Infektion bei einem weiteren
Wildschwein, das aus dem Raum Neuzelle im Landkreis Oder-Spree
stammte. Am Mittwoch war die Tierseuche bei fünf Wildschweinen
nachgewiesen worden. Den ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest
in Deutschland gab es in der vergangenen Woche in Schenkendöbern
(Landkreis Spree-Neiße).

Drohnen, Jäger und Forstleute suchten am Donnerstag weiter nach totem
Wild. Im Blick stand die Kernzone in einem Radius von rund drei
Kilometern um den ersten Fundort. Nach den weiteren bestätigten
Fällen will der Landkreis Oder-Spree in Ostbrandenburg diesen Bereich
ausweiten, wie Kreissprecher Mario Behnke in Beeskow sagte. Der
Landkreis Spree-Neiße erwartet an diesem Montag Hundestaffeln aus
Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, die für die Suche nach totem und
verletztem Wild ausgebildet sind. An diesem Freitag will der
Landesbauernverband über die Lage vor Ort informieren.

Der Deutsche Jagdverband forderte eine effektivere Bekämpfung der
Schweinepest. «Ein Flickenteppich von Vorschriften und
Zuständigkeiten muss verhindert werden. Das Virus kennt keine Kreis-
oder Ländergrenzen», sagte Präsident Volker Böhning. Nötig seien

Anreize für verstärktes Jagen, denn reduzierte Wildschweinbestände
erschwerten die Ausbreitung des Virus. Jäger, die Kadaver suchten
oder Proben nehmen, sollten angemessen entschädigt werden.

Mit einem festen Zaun rund um den Fundort kann aus Sicht des
Wildbiologen Konstantin Börner die Seuche am besten kontrolliert
werden. «Damit kann es nach jetzigem Stand gelingen, die Situation im
Zaum zu halten», sagte Börner, der sich am Leibniz-Institut für Zoo-

und Wildtierforschung in Berlin mit Wildschweinen beschäftigt, der
Deutschen Presse-Agentur. «Wichtig ist - da es auch in absehbarer
Zeit keinen Impfstoff gibt - den Zeitraum zwischen dem Tod eines
infizierten Tieres und der Ergreifung von Maßnahmen so kurz wie
möglich zu halten.» Zäune müssten fest und eine echte Hürde sein.