Merz will CDU-Führungsfrage von Parteitag entscheiden lassen

Berlin (dpa) - Knapp drei Monate vor dem CDU-Parteitag zeigt der
frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz keine Bereitschaft, seine
Bewerbung um den Vorsitz zugunsten einer Teamlösung zurückzuziehen.
Der Parteitag werde entscheiden, wer ein mögliches Team führen soll,
sagte er der «Bild am Sonntag». «Diese Entscheidung ist das
Königsrecht des Parteitags.» Merz nannte es aber grundsätzlich eine
«hervorragende Idee», dass er mit seinen Kontrahenten,
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Ex Umweltminister Norbert
Röttgen, nach dem Parteitag ein Team bilden könnte.

Der CDU-Vorsitzende hat traditionell auch das Vorschlagsrecht in
Sachen Kanzlerkandidatur - vorbehaltlich der Zustimmung der
Schwesterpartei CSU. Laut einer repräsentativen Kantar-Umfrage für
«Bild am Sonntag» trauen 31 Prozent der Wähler dem bayerischen
Ministerpräsidenten und CSU-Chef Söder das Kanzleramt zu. Damit
belegt er Platz eins auf der Kanzler-Wunschliste der Bürger, obwohl
er offiziell bisher keine Ambitionen geäußert hat.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) landet mit 14 Prozent auf
Platz zwei, dicht gefolgt von Merz mit 13 Prozent. Auf den letzten
Rang kommt Laschet mit 8 Prozent. 19 Prozent der Befragten halten der
Umfrage zufolge keinen der vier Unions-Spitzenpolitiker für geeignet,
die Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) anzutreten. 16
Prozent machten keine Angabe.

Laschet hatte jüngst gesagt, es sei falsch zu glauben, die
Kanzlerkandidatur laufe automatisch auf die CDU zu. «Das haben sich
bei uns manche so angewöhnt, dass schon sicher davon ausgegangen
wird, wer CDU-Vorsitzender wird, wird auch Kanzler», sagt Laschet.
«Das wird ein harter Kampf.»

Röttgen hatte diese Woche klar gemacht, dass er bei einem Sieg auch
die Kanzlerkandidatur anstrebt. «Ich nehme für mich in Anspruch,
Kanzler werden zu wollen und das auch zu können», sagte Röttgen. Die

Kanzlerkandidatur müsse neben dem Parteivorsitz noch im Dezember
zwischen CDU und CSU geklärt werden.