Agrarversicherer: Wahrscheinlich mehr als ein Tier infiziert

München (dpa) - Nach dem Fund eines an der Afrikanischen Schweinepest
verendeten Wildschweins in Brandenburg gehen die Experten des
Versicherers Münchener und Magdeburger Agrar von weiteren infizierten
Tieren aus. «Wildschweine leben in Rotten», sagte Martin Stricker,
der Leiter Schaden Tierversicherung des zur Allianz gehörenden
Unternehmens in München. «Man kann also davon ausgehen, dass die
Rotte, zu dem das Tier gehörte, auch infiziert ist.»

Sorge bereitet dem Versicherer, dass aus bereits betroffenen Ländern
Wildschweine mit teilweiser Immunität gegen die für Menschen
ungefährliche Tierkrankheit bekannt sind. «Das bedeutet, dass
inzwischen Wildschweine zumindest ansatzweise gegen die Seuche
resistent sein könnten und die Krankheit daher wesentlich weiter
verbreiten als Tiere, die bereits nach kurzer Zeit verenden», sagte
Stricker.

Allerdings geht die Versicherung davon aus, dass eine weitere
Verbreitung der Tierseuche in Deutschland bei konsequentem
Einschreiten der Behörden verhindert werden kann. «Die Seuche sei
noch nicht in schweinehaltenden Betrieben direkt angekommen, sagte
Petra Bauke, Vorstand für Betrieb und Schaden. «Wir sehen die Chance,
dass das genauso schnell eingedämmt wird wie in Belgien und
Tschechien.» Dort sei die Afrikanische Schweinepest durch strikte
Maßnahmen der Behörden mittlerweile wieder verschwunden.

«Wir begrüßen sehr, dass die Behörden in dem betroffenen Landkreis

extrem schnell reagiert und nun ein Kerngebiet von drei Kilometern
Radius um die Fundstelle abgesperrt haben», sagte Bauke.
«Wildschweine haben im Regelfall einen begrenzten Bewegungsradius,
das heißt, sie bewegen sich bei vorhandenen Futterquellen nicht über
allzu große Entfernungen. Deshalb kann die Absperrung eine
Ausbreitung verhindern.»

Die Entdeckung des Wildschweinkadavers könnte aber Folgen für die
örtlichen Ackerbauern haben: «Es ist möglich, dass in diesem Gebiet
ein Ernteverbot ausgesprochen wird», sagte die Managerin. Ein
Übergreifen auf Hausschweine würde wohl noch weitergehende
Einschränkungen nach sich ziehen: «Sollte die Afrikanische
Schweinepest bei Hausschweinen auftreten, wären mittelbar auch
Rinder- und Geflügelbetriebe betroffen, die wie Ackerbauern
Restriktionen befürchten müssen», sagte Stricker. «Das könnte hoh
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finanzielle Verluste zur Folge haben.»

In der Landwirtschaft sind wegen der großen finanziellen Risiken bei
Tierkrankheiten oder Ernteausfall spezielle Versicherungen üblich,
die die Münchener und Magdeburger - und auch ihre Wettbewerber -
anbieten. «Das Risiko Afrikanische Schweinepest ist in unseren
Ertragsschadenprodukten enthalten, insofern sind unsere Kunden gut
abgesichert», sagte Bauke.