Au-pairs bleiben wegen Corona aus - Viele Familien im Stress

Jedes Jahr kommen Tausende Au-pairs nach Deutschland. Und entlasten
viele Familien. Doch unter Corona-Bedingungen ist es anders - was
könnte getan werden?

Berlin (dpa) - Das Ausbleiben fest eingeplanter Au-pairs setzt laut
FDP in der Corona-Krise viele Familien unter Druck. Dabei gehören
Stress und Hektik nach einer neuen Umfrage ohnehin zum Alltag in
vielen Haushalten mit Kindern. Die FDP fordert Erleichterungen für
Au-pairs - und bekommt Unterstützung aus den Reihen der Linken.

«Familien fühlen sich alleingelassen und suchen verzweifelt nach
alternativen Möglichkeiten, um die Kinderbetreuung zu meistern»,
heißt es in einem FDP-Antrag, der an diesem Donnerstag in den
Bundestag eingebracht wurde. «Au-pairs sitzen teilweise auf gepackten
Koffern und warten, bis sie endlich nach Deutschland einreisen
dürfen.»

Au-pairs sind junge Erwachsene aus anderen Ländern, die in einer
Gastfamilie alltägliche Aufgaben übernehmen, hauptsächlich die
Kinderbetreuung. Seit 2012 kamen laut einer einschlägigen Studie
jedes Jahr 500 bis 1000 Au-pairs mehr als im Vorjahr nach
Deutschland. Im vergangenen Jahr waren es 14 900, davon 7000 aus
EU-Ländern. Die wichtigsten Herkunftsländer außerhalb der EU sind
demnach Kolumbien, Georgien, Ukraine und Russland.

Der sozialpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Pascal Kober, sagte
der dpa: «Für viele Familien sind Au-pairs eine unverzichtbare
Unterstützung bei der Kinderbetreuung und eine unabdingbare
Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.» Sein
Antrag soll im Bundestag voraussichtlich am 16. September im
Ausschuss für Inneren und Heimat beraten werden.

Kober forderte, «dass Au-pairs aus Drittstaaten zügig wieder nach
Deutschland einreisen können - ohne sich aufgrund eines abgelaufenen
Visums erneut durch den Bürokratiedschungel in den deutschen
Botschaften schlängeln zu müssen».

Unterstützung für das Anliegen kommt von der Linken. «Dass Au-pairs
aus Ländern außerhalb der EU momentan aufgrund der Pandemie nicht
einreisen dürfen, wirft die Pläne dieser jungen Menschen
durcheinander und bringt darüber hinaus Familien hierzulande in eine
Notsituation», sagte die innenpolitische Sprecherin der
Linksfraktion, Ulla Jelpke, der dpa. «Für diese Einschränkungen gibt

es aus meiner Sicht überhaupt keine Notwendigkeit.»

In dem FDP-Antrag heißt es, Familien litten ohnehin durch die
Corona-Pandemie besonders - wegen der Schließungen von Schulen und
Kitas und teils noch reduzierten Öffnungszeiten von Einrichtungen.
Einige der betroffenen Au-pairs haben demnach zudem bereits über ein
Visum - in der Regel sei das jedoch lediglich 90 Tage gültig.
Bewilligungen neuer Anträge könnten Monate dauern.

Die FDP fordert von der Bundesregierung eine Ausnahmeregelung für die
Einreise von Au-pairs, eine Übergangsregelung für die Verlängerung
von Visa. Ähnlich äußerte sich Jelpke. «Falls notwendig können di
e
Betreffenden sich ja nach der Einreise in Quarantäne begeben oder
einen Corona-Test machen», sagte sie.

Viele Familien mit Au-pairs sind sozial gut gestellt. In der
genannten Studie befragte Au-pair-Agenturen und Vermittlungsstellen
gaben zu 63 Prozent an, mehr als zwei Drittel Besserverdienende unter
ihren Gastfamilien zu haben.

Die Kaufmännische Krankenkasse KKH schlug hinsichtlich der Situation
in vielen Familien insgesamt Alarm. Fast 40 Prozent der Eltern mit
Kindern unter 18 Jahren leiden unter Dauerstress, zeige eine neue
Forsa-Umfrage der KKH. Druck und Hektik gehörten für viele Familien
also zum Alltag. «Wenn Eltern permanent im Stress sind, nur noch
arbeiten, sich ständig streiten, keine Zeit zum Zuhören haben, geht
das auch am Nachwuchs nicht spurlos vorbei», so die Kasse.