Ärzte fordern stärkeren Einsatz im Kampf gegen Sepsis

Umgangssprachlich als Blutvergiftung bekannt, kann eine Sepsis zu
schwerem Organversagen und letztlich dem Tod führen. Betroffen sind
auch Covid-19-Patienten. Aber nicht nur sie.

Jena/Berlin (dpa/th) - Angesichts von Millionen Sepsis-Toten jedes
Jahr weltweit haben Ärzte ähnliche Anstrengungen hierzu seitens der
Politik angemahnt wie in der aktuellen Corona-Pandemie. Letztlich
könne nahezu jede Infektion zu einer Sepsis führen, sagte der
Vorstandsvorsitzende der Jenaer Sepsis-Stiftung, Konrad Reinhart, am
Donnerstag. Die Mehrheit der Covid-19-Todesfälle gehe letztlich auf
eine Sepsis zurück. Im Volksmund als Blutvergiftung bekannt, handelt
es sich dabei um eine Immunreaktion des Körpers, die bis hin zu
multiplem Organversagen und damit zum Tod führen kann.

Laut Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr rund elf
Millionen Menschen an Sepsis, darunter fast drei Millionen Kinder.
Für Deutschland beziffert die Stiftung, deren Vorstandsvorsitzender
Reinhart ist, die Zahl der jährlichen Todesfälle auf 75 000.

Ein großer Teil der Todesfälle hierzulande ist nach Einschätzung von

Experten vermeidbar. Dabei müsste etwa die Früherkennung verbessert
werden, hieß es. Lücken werden auch bei der Betreuung der Patienten
nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus beklagt. «Das Wissen über
Sepsis-Folgen muss bei Ärzten deutlich besser werden», betonte die
Intensivmedizinerin Christiane Hartog von der Berliner Charité. Viele
Beschwerden, über die Patienten nach einer Corona-Infektion
berichteten wie chronische Ermüdung, Muskelschwäche, Aufmerksamkeits-
und Gedächtnisprobleme seien auch als Sepsis-Folgen bekannt.
Hartog: «3 von 4 Menschen, die eine Sepsis überleben, weisen im
Anschluss neue Erkrankungen auf.»

Am 13. September ist Welt-Sepsis-Tag. Mit Blick darauf lud die
Stiftung am Donnerstag zu einer Online-Diskussionsrunde mit Experten
unter dem Titel «Die Bedrohung durch Sepsis und Pandemien im 21.
Jahrhundert».

Sepsis kann nicht nur durch eine Blutinfektion im Krankenhaus
ausgelöst werden, sondern häufig auch durch Durchfall,
Lungenerkrankungen oder Tropenkrankheiten.