Jugendliche im Norden wollen in der Schule mehr mitreden

Kiel (dpa/lno) - Viele Jugendliche in Schleswig-Holstein fühlen sich
nicht in Entscheidungen ihrer Schule eingebunden. In einer Befragung
des Kinderschutzbundes mit mehr als 1000 Beteiligten äußerten 42
Prozent diese Kritik. Damit hätten die Jugendlichen beim Thema
Mitbestimmung den Schulen ein sehr schlechtes Zeugnis ausgestellt,
sagte die Landesvorsitzende Irene Johns am Donnerstag in Kiel. Die
Beteiligungsstrukturen an den Schulen seien unzureichend. Gerade in
der Corona-Zeit wäre es sinnvoll gewesen, bei der Umsetzung des
Homeschoolings Schüler einzubeziehen. Es habe an den Schulen keine
einheitlichen Ideen gegeben, wie der Unterricht während der
Schulschließungen weitergehen sollte.

In der Corona-Zeit hätten auch die Schülervertretungen keine
Informationen bekommen, wie es an den Schulen weitergehen soll, sagte
Lorenzo Schüller vom Jugendrat des Kinderschutzbundes. Die Lehrer
seien während der massiven Einschränkungen des öffentlichen Leben
s
unter sich geblieben. Der Jugendrat hatte vom 23. Juni bis zum 12.
August per anonymem Online-Fragebogen Jugendlichen im ganzen Land vom
Alter von 14 bis 19 Jahren 69 Fragen gestellt. 95 Prozent waren
Schüler.

39 Prozent gaben an, seit der Corona-Krise sei der Schuldruck größer
geworden. Jeder fünfte Schüler bekundete Angst, mit dem Schulstoff
nicht hinterzukommen. «Und nur knapp der Hälfte kann jemand zuhause
gut oder sehr gut bei den Hausaufgaben helfen», sagte
Jugendratsmitglied Emma Louisa Döhler.

Die Umfrage ergab auch, dass sich 83 Prozent der Jugendlichen sich in
ihrer Familie wohl fühlen. 84 Prozent bezeichneten die Beziehung zu
ihren Eltern als gut oder sehr gut. «Das ist für uns eine schöne
Überraschung», sagte Schüller. «Allerdings hat sich für fast ein

Drittel die Beziehung innerhalb der Familie durch Corona verändert»,
erläuterte Schüller. «In einigen war die Situation angespannt und es

gab Streit. Andere Familien sind enger zusammengewachsen.» Jeder
vierte Jugendliche äußerte, oft traurig zu sein.