Antisemitische Vorfälle bei 48 Corona-Demonstrationen in Bayern

München/Berlin (dpa/lby) - Bei Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen
ist es in Bayern zu etlichen antisemitischen Vorfällen gekommen.
Allein von Ende April bis Ende Juli hat es bei 48 solcher
Kundgebungen und Demonstrationen antisemitische Äußerungen gegeben,
wie aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Recherche- und
Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) hervorgeht. Demnach hefteten
sich Teilnehmer gelbe Sterne mit Aufschriften wie «nicht geimpft» an
oder behaupteten, ein Immunitätsausweis wäre der «Judenstern 2.0».


Unabhängig von den Versammlungen hatten in demselben Zeitraum elf
antisemitische Vorfälle in Bayern einen Bezug zur Corona-Krise, wie
in dem Bericht weiter ausgeführt wird. Ein jüdischer Spaziergänger
sei beispielsweise beschimpft worden, «die Juden» seien für das
Coronavirus verantwortlich. Außerdem seien Aufkleber verbreitet
worden, auf dem der Virologe Christian Drosten mit dem
nationalsozialistischen Arzt und Kriegsverbrecher Josef Mengele
gleichgesetzt wurde.

Bundesweit kam es laut Bericht von Mitte März bis Mitte Juni bei 123
Corona-Demonstrationen zu antisemitischen Vorfällen. Der
RIAS-Bundesverband erfasst antisemitische Vorfälle mittels eines
Online-Melderegisters. Er wurde 2018 in Berlin gegründet. Die
Meldestelle geht davon aus, dass es gerade in Bezug auf
Antisemitismus bei Protesten eine hohe Dunkelziffer geben dürfte.