Kammer prüft Verfahren gegen Arzt wegen Plakat bei Anti-Corona-Demo

Jena (dpa/th) - Die Landesärztekammer Thüringen prüft nach dem Zeigen

eines umstrittenen Plakats auf einer Berliner Demonstration ein
berufsrechtliches Verfahren gegen den Arzt und
AfD-Bundestagsabgeordneten Robby Schlund aus Gera. Über die
Einleitung eines solchen Verfahrens müsse der Kammervorstand nach
Abwägung aller Umstände entscheiden, sagte eine Kammersprecherin am
Montag auf Anfrage. Dazu solle auch der Mediziner selbst angehört
werden. Schlund hatte auf der Anti-Corona-Demonstration am 29. August
in Berlin ein Transparent getragen, auf dem der Berliner Virologe
Christian Drosten in Sträflingskleidung mit der Aufschrift «Schuldig»

zu sehen war. Ein Foto, auf dem Schlund mit dem Plakat posiert, war
von dessen Fraktionskollegen Karsten Hilse auf Facebook gepostet
worden.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hatte das
Zeigen derartiger Plakate als unerträgliche Entgleisung bezeichnet
und berufsrechtliche Schritte gegen beteiligte Ärzte angekündigt.
Zuständig dafür sind die jeweiligen Landesärztekammern. Die ärztlic
he
Berufsordnung verpflichtet Mediziner, sich untereinander kollegial zu
verhalten. «Unsachliche Kritik an der Behandlungsweise oder dem
beruflichen Wissen einer Ärztin oder eines Arztes sowie herabsetzende
Äußerungen sind berufswidrig», heißt es in Paragraf 29 der Thürin
ger
Berufsordnung.

Schlund betreibt eine Privatpraxis in Gera. Er hatte das Plakat mit
der Darstellung Drostens gegenüber der dpa als «politische Satire»,
die vom Grundgesetz gedeckt sei, bezeichnet. Er habe das Plakat
nicht selbst erstellt, es in Berlin aber zeitweise gehalten.