Söder: Corona-Politik muss Schule, Kitas und Wirtschaftsleben sichern

Einen zweiten weitreichenden Corona-Lockdown wie im Frühjahr will
Markus Söder unbedingt vermeiden. Er hat aber klare Prioritäten, in
welchen Bereichen man den Betrieb zuallererst sicherstellen muss.

München (dpa) - Beim weiteren Kampf gegen das Coronavirus im Herbst
und Winter will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vorrangig den
regulären Kita- und Schulbetrieb und das Wirtschaftsleben sichern.
«Das sind die obersten prioritären Ziele: Stärkung der Wirtschaft -
und Aufrechterhaltung von Schule und Kita-Betrieb für die Familien»,
sagte der CSU-Vorsitzende der Deutschen Presse-Agentur in München.
«Das sind vitale Interessen, die eine ganze Gesellschaft betreffen.»

Söder machte deutlich, dass dahinter im Zweifel weitere Lockerungen
der Anti-Corona-Maßnahmen etwa in den Bereichen Sport und Kultur
zurückzustehen haben. «Es ist die Aufgabe, das richtige Timing und
Tuning zu finden, um die Zahlen stabil zu halten.» Söder lehnte es
deshalb strikt ab, nun vom vorsichtigen Anti-Corona-Kurs abzurücken.
«Wir sollten jetzt nicht unter dem Druck von einigen lautstarken
Demonstranten aus der rechten Szene und Verschwörungstheoretikern die
gesamte Strategie revidieren, um die uns die ganze Welt beneidet.» Im
internationalen Kontext gelte Deutschland als Vorbild. Deswegen sei
er der festen Überzeugung, dass der Kurs insgesamt richtig sei.

Söder mahnte, auf das Beste zu hoffen, aber auf das Schlechteste
vorbereitet zu sein. «Herbst und Winter werden auf jeden Fall noch
eine Bewährungsprobe», sagte er. Die Infektionszahlen müssten «wied
er
runter». «Wir wollen einen zweiten Lockdown verhindern.» Deswegen sei

es wichtig, schnell zu handeln - und regional. «Entscheidend sind die
Infektionszahlen vor Ort. Wenn diese Zahlen bestimmte Schwellenwerte
überschreiten, werden wir konsequent darauf reagieren», betonte er.

Entscheidend ist für Söder zunächst unter anderem die Entwicklung in

den kommenden Wochen, wenn auch in Bayern die Schule wieder losgeht,
im Regelbetrieb. «Wir hoffen, dass der Schulstart gelingt», sagte er.

Söder warnte eindringlich vor Leichtsinn. Die Zahlen in Deutschland
schienen sich wieder etwas zu stabilisieren, auch in Bayern. «Aber um
uns herum gibt es wieder exponentielle Entwicklungen. In Spanien,
Frankreich, Tschechien oder Italien sind es die höchsten Zahlen seit
Mai», warnte der CSU-Chef. Und das Robert Koch-Institut weise fast
täglich neue Risikogebiete aus. «Deswegen muss unser Maßstab bleiben:

Safety first - und Geduld.»

Keiner wisse, wie sich die Situation in den kommenden Wochen
entwickle. «Fakt ist, dass der Urlaub viele Infektionen nach
Deutschland gebracht hat: Reiserückkehrer und Familienheimkehrer
haben das Infektionsgeschehen verstärkt, gepaart mit Leichtsinn und
Unvernunft bei privaten Partys und Feiern.»

«Corona ist und bleibt gefährlich», mahnte Söder deshalb. Er betont
e
allerdings auch: «Lebensfreude und Vernunft sind kein Widerspruch.»

Dabei bereitet ihm das Ende des Sommers etwas Kopfzerbrechen. «Die
Herausforderung im Herbst und Winter ist eine medizinische und
psychologische zugleich», erklärte er. «Medizinisch, weil in
geschlossenen Räumen die Ansteckungsgefahr höher ist. Und
psychologisch, weil dann wieder mehr Menschen einfache
Erkältungssymptome aufweisen und natürlich im ersten Moment unklar
ist, ob es sich um eine normale Erkältung oder Corona handelt.»