Keine Entspannung bei Explosion der Corona-Zahlen in den USA in Sicht

In der außer Kontrolle geratenen Corona-Pandemie in den USA könnten
in den kommenden Monaten nach Modellrechnungen weitere Zehntausende
Menschen sterben. Präsident Trump plant trotzdem neue Auftritte vor
Tausenden Anhängern.

Washington (dpa) - Nach Corona-Rekordzahlen in den Vereinigten
Staaten zeichnet sich in dem Land weiter keine Entspannung ab. Eine
Reihe von Bundesstaaten wie Florida, Texas oder Arizona verzeichneten
auch am Mittwoch hohe Infektionsraten, teilweise wurden
Intensivbetten in Krankenhäusern knapp. Am Dienstag hatte die Zahl
der Neuinfektionen mit Covid-19 laut Johns-Hopkins-Universität (JHU)
bei mehr als 60 000 an einem einzelnen Tag gelegen - die bei weitem
höchsten Zahlen bislang.

Trotzdem plant Präsident Donald Trump weitere
Wahlkampfveranstaltungen. An diesem Samstag will er auf dem Flughafen
von Portsmouth im nordöstlichen Bundesstaat New Hampshire vor
Tausenden Anhängern sprechen. Alle Gäste müssen bei der Anmeldung
zustimmen, dass sie «freiwillig alle Risiken» übernehmen, die aus
einer Corona-Infektion resultieren könnten, wie seine Kampagne
erklärte. Trumps Wahlkampflager haftet dafür nicht. Teilnehmer würden

aber «stark ermuntert», bereitgestellte Masken zu tragen, hieß es.

Die Rede ist im Freien geplant, anders als Trumps Kundgebung am 20.
Juni in einer Halle in Tulsa (Oklahoma). Mehr als zwei Wochen später
führt die örtliche Gesundheitsbehörde den Anstieg der
Coronavirus-Infektionen im Bezirk auch auf den Trump-Auftritt zurück.
Dieser sowie andere Veranstaltungen hätten «mehr als wahrscheinlich»

zu der Zunahme beigetragen, sagte Behördenchef Bruce Dart am Mittwoch
bei einer Pressekonferenz in Tulsa.

Als Dart auf die Trump-Kundgebung angesprochen wurde, sagte er: «In
den vergangenen Tagen hatten wir fast 500 Fälle und wir wissen, dass
wir mehrere große Veranstaltungen vor etwas mehr als zwei Wochen
hatten.» Er denke, man könne da einen Zusammenhang herstellen. Trumps
Auftritt war die erste seit Beginn der anhaltenden Pandemie und wurde
von Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt begleitet.

Der Präsident war dafür kritisiert worden, Tausende Menschen in einer
Halle zu versammeln, in der das Tragen von Masken nicht verpflichtend
war. Auch Trump trägt in der Öffentlichkeit keine Maske. Die
Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, begründete das am
Mittwoch erneut damit, dass der Präsident regelmäßig auf das
Coronavirus getestet werde.

Insgesamt liegt die Zahl der Toten infolge einer Covid-19-Erkrankung
in den USA inzwischen bei mehr als 130 000 - zudem gibt es über drei
Millionen bestätigte Fälle. Die Zahl der Neuansteckungen in den USA,
einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, ist seit Mitte Juni im
Zuge der Lockerung der Corona-Auflagen dramatisch angestiegen - vor
allem in den Bundesstaaten Florida, Texas, Georgia, Arizona und
Kalifornien. Trump erklärte das wiederholt mit den ebenfalls
gestiegenen Zahl an Tests.

Bis November könnten nach einem weithin beachteten Modell des
Instituts IHME der Universität Washington in Seattle in den USA
insgesamt rund 208 000 Menschen nach einer Infektion mit dem
Coronavirus sterben.