Tönnies-Werk wird für Verwaltungsmitarbeiter geöffnet

Nach dem Corona-Ausbruch bei Tönnies ruht der Betrieb in Deutschlands
größtem Schlachthof. Ein Konzept zur schrittweisen Wiedereröffnung
haben die Behörden geprüft. Nun wollen sie eine Bewertung vornehmen.
In einem Teilbereich dürfen die Lichter bereits wieder angehen.

Rheda-Wiedenbrück (dpa/lnw) - Drei Wochen nach der coronabedingten
Schließung des riesigen Fleischwerkes von Tönnies in
Rheda-Wiedenbrück darf ein erster Teilbereich außerhalb der
Produktion wieder geöffnet werden. Eine Ausnahmegenehmigung durch den
Bürgermeister ermögliche die schrittweise Wiederinbetriebnahme des
Teilbereiches Verwaltung an dem Hauptstandort von Tönnies, teilte die
Stadt am Mittwochabend mit. Das Betretungsverbot des Werksgeländes
für Beschäftigte im Verwaltungsbereich sei damit seit Mittwoch nicht
mehr in Kraft. Die Mitarbeiter seien namentlich benannt, die das
Tönnies-Betriebsgelände betreten dürften, hieß es weiter.

Nach Angaben von Tönnies wird anfangs zunächst nur ein kleinerer Teil
der Verwaltungsmitarbeiter wieder an den Arbeitsplatz in das Werk
zurückkehren. «Viele unserer Mitarbeiter sind noch in Quarantäne»,

sagte Unternehmenssprecher André Vielstädte am Mittwochabend der
Deutschen Presse-Agentur. Außerdem arbeiteten viele Mitarbeiter im
Verwaltungsbereich im Homeoffice. «Es wird dann von Tag zu Tag mehr»,
sagte er unter Verweis darauf, dass voraussichtlich zunehmend
Verwaltungsmitarbeiter aus der bisherigen Quarantäne entlassen
werden. Die Geschäftsführung von Tönnies habe in einer sogenannten
Arbeitsquarantäne weiter die Verwaltung betreten dürfen. In der
Konzernverwaltung seien insgesamt etwa 400 Mitarbeiter tätig.

«Mit Blick auf das relativ geringe Infektionsrisiko wird die
Wiederaufnahme der Betriebsverwaltung nicht unverhältnismäßig
hinausgezögert», erklärte die Stadtverwaltung. Durch geeignete
Maßnahmen sei sicherzustellen, dass eine räumliche Trennung zu
anderen Arbeitsbereichen jederzeit eingehalten werden könne. Die
Einhaltung der Vorgaben werde durch die Ordnungsbehörde kontrolliert.
An diesem Donnerstag könne auch die Kita auf dem Werksgelände wieder
öffnen. Sie verfüge über einen externen Zugang und sei selbst auch
nicht Teil der Unternehmensgruppe, hieß es in der Mitteilung weiter.

Nach Prüfung des Hygienekonzepts von Tönnies wollen die Behörden am
Donnerstag (10 Uhr) erneut über die Wiederaufnahme des Betriebs in
der Fleischfabrik beraten. Im Anschluss soll es erste Entscheidungen
geben, wie es an dem Standort in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh
weitergeht. Nach dem Corona-Ausbruch mit rund 1400 Infizierten in der
Belegschaft sollen die Schweineschlachtung und Fleischverarbeitung in
dem Werk erst dann wieder hochgefahren werden, wenn ein stichhaltiges
Konzept zur Verhinderung weiterer Corona-Ausbrüche vorliegt. In dem
riesigen Fleischwerk des deutschen Marktführers wurden vor der
Schließung etwa 20 000 bis 25 000 Schweine pro Tag geschlachtet.

Wegen des Corona-Ausbruchs war der Schlachtbetrieb von Tönnies in
Rheda-Wiedenbrück am 17. Juni eingestellt worden. Danach wurden
weitere Bereiche heruntergefahren. Der Landrat des Kreises Gütersloh,
Sven-Georg Adenauer (CDU), hatte die Werksschließung verfügt. Die
Verfügung gilt noch bis zum 17. Juli. Zuletzt hatte sich der Landrat
skeptisch gezeigt, ob der Termin zu halten sei. Im Fokus stehen vor
allem die Belüftung, aber auch die Frage, wie man sicherstellen
könne, dass Abstandsregeln und Mundschutzpflicht eingehalten würden.
Per Ausnahmeregelung können Teilbereiche schon früher an den Start
gehen.

Nach einer Analyse zum Corona-Ausbruch in dem Fleischwerk hatte der
Hygiene-Experte Martin Exner von der Universität Bonn die
Luftumwälzung in dem Werk als möglichen Faktor für die Ausbreitung
des Coronavirus genannt. In dem auf 6 bis 10 Grad kalten Raum wird
den Schilderungen zufolge die durch die hart körperlich arbeitenden
Mitarbeiter entstehende warme Luft abgesaugt und dann gekühlt zurück
gebracht. Bislang fehle dabei aber eine Aufbereitung. Exner empfahl
daher zum Schutz gegen Viren Hochleistungsfilter und UV-Bestrahlung.