Prozess um Schlankmacher-Pillen: Urteil im Frühjahr 2021 erwartet

Paris (dpa) - Im Strafprozess um gefährliche Schlankmacher-Pillen in
Frankreich soll einem Bericht zufolge im kommenden Frühjahr ein
Urteil gefällt werden. Das Pariser Strafgericht werde am 29. März
2021 seine Entscheidung in einem der größten französischen
Gesundheitsskandale bekanntgeben, berichtete die Nachrichtenagentur
AFP am Montag. Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt Geldstrafen von
zusammen 8,2 Millionen Euro gegen den Pharmahersteller Servier und
eine Haftstrafe von drei Jahren für einen früheren Topmanager des
Unternehmens gefordert. Auch die nationale Agentur für
Arzneimittelsicherheit (ANSM) soll mit 200 000 Euro bestraft werden.

Der Prozess hatte bereits im vergangenen Herbst in Paris begonnen.
Die Pillen von Servier könnten allein in Frankreich den Tod von
mindestens 500 Patienten verursacht haben - zu diesem Schluss kam
eine Studie der Aufsichtsbehörde für Medikamenten-Sicherheit schon
vor langer Zeit. Das Mittel soll unter anderem Herz- und
Kreislaufschäden hervorgerufen haben. Die Vorwürfe gegen den
Pharmakonzern reichen von schwerem Betrug bis hin zu fahrlässiger
Tötung.

Servier hatte Mediator Mitte der 70er-Jahre als Diabetes-Medikament
auf den Markt gebracht. Es wurde jedoch auch häufig Übergewichtigen
als Hungerzügler verschrieben. Schätzungen zufolge nahmen etwa fünf
Millionen Menschen das Mittel ein. Das Medikament ist seit über zehn
Jahren in Frankreich nicht mehr auf dem Markt, in Deutschland wurde
es nicht verkauft. Servier hatte die Betrugsvorwürfe bis zuletzt
zurückgewiesen.