Trumps düstere Botschaft zum US-Nationalfeiertag

Der Präsident warnt vor dem Feind im Inneren: Trump beschreibt zum
Unabhängigkeitstag der USA eine finstere Lage. Die Corona-Pandemie
kommt in seinem Weltbild hingegen nur noch am Rande vor.

Washington (dpa) - Donald Trump setzt vier Monate vor der
Präsidentenwahl in den USA auf eine düstere und polarisierende
Botschaft: Er inszeniert sich als Retter, der das Land vor «wütenden
Mobs», der Auslöschung seiner Geschichte und vor «linksradikalem
Faschismus» schützen will. In Ansprachen zum Unabhängigkeitstag der
USA setzte Trump am Wochenende ganz auf linke Feindbilder. Die Krise,
die das Land schwer erschüttert - die zunehmend außer Kontrolle
geratende Coronavirus-Pandemie - erwähnte er hingegen nur am Rande.

«Unsere Nation erlebt eine gnadenlose Kampagne zur Auslöschung
unserer Geschichte, zur Diffamierung unserer Helden, zur Ausradierung
unserer Werte und zur Indoktrinierung unserer Kinder», sagte Trump am
Vorabend des Nationalfeiertags, den die USA am Samstag begingen. Der
Republikaner warf den Linken vor, in den Städten eine «Welle von
Gewaltverbrechen» auslösen zu wollen. Es gebe einen «neuen
linksradikalen Faschismus, der absolute Gefolgschaft einfordert». Die
«Anarchisten» würden «die Gesellschaft zerstören», warnte Trump
vor
dem Nationaldenkmal von Mount Rushmore, einem Berg in South Dakota
mit den in Stein gemeißelten monumentalen Köpfen von vier
Ex-Präsidenten.

Auch seine offizielle Ansprache am Samstagabend (Ortszeit) im Garten
des Weißen Hauses war von düsteren Warnungen geprägt. Mit Blick auf
die Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus, in deren Folge auch
Statuen historischer Persönlichkeiten in Frage gestellt werden, sagte
Trump: «Wir werden niemals zulassen, dass ein wütender Mob unsere
Statuen niederreißt oder unsere Geschichte auslöscht.» Trump machte
in seiner Rede anlässlich des Feiertags - der normalerweise nicht
parteipolitisch ausgeschlachtet wird - keinen Unterschied zwischen
friedlichen Demonstranten und den wenigen gewaltsamen Unruhestiftern.

Am 4. Juli feiern US-Amerikaner jedes Jahr den «Independence Day». An
dem Tag im Jahr 1776 nahmen Abgesandte der 13 amerikanischen Kolonien
in Philadelphia offiziell eine Erklärung an, mit der sie sich als
Vereinigte Staaten von Amerika von Englandlösten. Der Tag ist
traditionell Anlass für Paraden, Ansprachen und Feuerwerke.

Trotz Sorgen vor neuen Coronavirus-Ansteckungen verzichtete Trump
nicht auf üppige Feierlichkeiten in der US-Hauptstadt. Auf eine
militärische Flugschau folgte ein gewaltiges Feuerwerk. Die Mehrheit
der Gäste im Garten des Weißen Hauses trug keine Maske. Auch am
Vorabend in South Dakota, als mehrere Tausend Menschen Trumps
Auftritt verfolgt hatten, waren im Publikum kaum Masken zu sehen.

Die USA brachen in den vergangenen Tagen mehrmals in Folge Rekorde
bei der Anzahl der nachgewiesenen Corona-Neuinfektionen binnen 24
Stunden. Drei Tage in Folge lagen die Zahlen Ende vergangener Woche
nach Angaben der Johns Hopkins Universität über 50 000 - so viele wie
nie zuvor seit Beginn der Pandemie. Für Samstag wurden gut 45 000
Neuinfektionen gemeldet. Die Zahlen am Wochenende waren auch wegen
verzögerter Meldungen zuletzt oft niedriger als jene der Wochentage.

Trump spielte die Corona-Krise am Samstag erneut herunter. «Unsere
Strategie kommt gut voran», sagte Trump. Er behauptete, dass 99
Prozent der inzwischen festgestellten Corona-Fälle «komplett harmlos»

seien. Insgesamt wurden in den USA bislang mehr als 2,8 Millionen
Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen. Rund 130 000
Menschen starben infolge einer Infektion.

Trump nutzte seinen Auftritt erneut für Angriffe auf seine
politischen Gegner. «Amerikanische Helden» hätten die Nazis,
Faschisten, Kommunisten und Terroristen besiegt, amerikanische Werte
gerettet und Prinzipien hochgehalten, sagte Trump. «Wir sind jetzt
dabei, die radikale Linke, die Marxisten, die Anarchisten, die
Unruhestifter und Plünderer zu besiegen», sagte er.

In mehreren US-Städten, darunter in Washington und New York, kam es
auch wieder zu Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. In beiden
Städten zündeten Demonstranten US-Fahnen an, wie Fotos zeigten.

Trump bewirbt sich bei der Wahl am 3. November für eine zweite
Amtszeit. Umfragen sehen derzeit aber den designierten
Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Joe Biden, in Führung.
Biden sagte zum Unabhängigkeitstag in einer Videobotschaft: «Wir
haben die Chance, die Wurzeln des systematischen Rassismus aus diesem
Land herauszureißen». Biden beklagte, dass das «Streben nach einer
perfekteren Gemeinschaft» in den USA in den vergangenen Jahren aus
der Bahn geworfen worden sei. «Und niemand trägt dafür mehr
Verantwortung als Präsident Donald Trump.»