Massen in London, Cider-Man William: Pubs in England wieder offen Von Christoph Meyer, dpa

Am ersten Wochenende nach der Zwangspause benimmt sich die Mehrheit
der Pub-Besucher in England okay. Doch im Ausgehviertel Soho in
London drängen sich die Massen. Auch Prinz William geht was trinken.

London (dpa) - Nach mehr als drei Monaten Zwangspause in der
Coronakrise haben die Pubs in England wieder geöffnet und einen
Ansturm erlebt. Die befürchteten Alkoholexzesse blieben zwar aus,
doch im Londoner Ausgehviertel Soho drängten sich Menschenmassen, wie
auf Fotos zu sehen war, die in sozialen Netzwerken kursierten. Die
Lockerung gilt vorerst nur in England und Nordirland. In Schottland
und Wales müssen sich die Menschen noch gedulden, bevor sie wieder in
den Pub gehen können. In Großbritannien legt jeder Landesteil seine
eigenen Maßnahmen in der Coronavirus-Pandemie fest.

«Ich denke, von dem was ich gesehen habe, dass sich die Menschen zum
sehr überwiegenden Teil verantwortungsvoll verhalten haben, obwohl es
ein paar gegenteilige Fotos gibt», sagte Gesundheitsminister Matt
Hancock am Sonntag im Nachrichtensender Sky News bilanzierend.

Mehrere Kneipen in der mittelenglischen Grafschaft Nottinghamshire
hätten auf eigene Veranlassung wieder geschlossen, teilte die Polizei
in der Nacht zum Sonntag mit. Vier Menschen waren dort zuvor wegen
Störungen der öffentlichen Ordnung festgenommen worden. Die Polizei
selbst habe aber keine Pub-Schließungen veranlasst, hieß es. Die
Mehrheit der Feiernden habe sich verantwortungsvoll verhalten.

Der Chef der Polizeigewerkschaft Police Federation, John Apter,
beobachtete bei seiner Schicht in Southampton «nackte Männer,
glückliche Betrunkene, wütende Betrunkene, Auseinandersetzungen und
noch mehr wütende Betrunkene». Es sei «kristallklar», dass betrunke
ne
Menschen die Distanzregeln nicht einhielten, sagte Apter der
britischen Nachrichtenagentur PA zufolge.

Der erste, der sich ein Pint gegönnt hatte, war offenbar Prinz
William. Der 38 Jahre alte Enkel von Queen Elizabeth II. (94)
besuchte bereits am Freitagabend einen Pub in der ostenglischen
Grafschaft Norfolk in der Nähe seines Landsitzes Anmer Hall.

Er habe sich bei den Mitarbeitern erkundigt, wie sie sich mit den
neuen Umständen arrangiert haben, hieß es dazu in einer
Twitter-Mitteilung des Kensington-Palasts. Nebenbei ließ sich der
Zweite in der britischen Thronfolge aber auch ein Pint servieren, wie
auf Fotos zu sehen war. Es habe sich dabei um Cider gehandelt,
berichtete die britischen Nachrichtenagentur PA. «Ich bin ein
Cider-Mann», sagte William demnach über seine Apfelweinvorliebe.

Die Regierung hatte die Öffnung der Kneipen erst für die frühen
Morgenstunden am Samstag angesetzt, um zu verhindern, dass die
Menschen noch in der Nacht zu den Pubs pilgern. Es gelten Auflagen,
beispielsweise müssen Pub-Besucher ihre Kontaktdaten hinterlassen.
Bestellungen dürfen nur am Tisch oder per App aufgenommen werden.

Auch Restaurants, Friseure, Kinos, Museen und Bibliotheken durften
ihre Türen unter Einhaltung strikter Maßnahmen zur
Kontaktbeschränkung wieder öffnen. Von einigen Experten wurden die
Lockerungen als zu früh kritisiert. Mit mehr als 44 000 Todesfällen
bei nachweislich mit dem Coronavirus infizierten Menschen ist
Großbritannien das am stärksten von der Pandemie betroffene Land
Europas.