Irans Präsident trotz Anstiegs der Fallzahlen weiter gegen Lockdown

Teheran (dpa) - Trotz eines dramatischen Anstiegs der
täglichen Corona-Neuinfektionen im Iran ist Präsident Hassan Ruha
ni
weiterhin gegen einen Lockdown im Land. «Ein Lockdown steht wie eine
komplette Aufhebung der Lockerungen bis auf weiteres nicht auf der
Agenda», sagte Ruhani am Donnerstag. Vielmehr sollten die Bürger
ihren Lebensstil dem Coronavirus anpassen, betonte der Präsident nach
Angaben seiner Webseite.

Binnen 24 Stunden starben erneut fast 150 Corona-Patienten. Damit
liegt die Zahl der Toten aktuell bei 11 106 und die der Infizierten
bei 232 863, wie Ministeriumssprecherin Sima Lari am Donnerstag im
Staatsfernsehen sagte. Experten und das Gesundheitsministerium
fordern daher strengere Maßnahmen, um einen weiterem Anstieg der
Fallzahlen zu verhindern.  

Seit Ende Mai haben fast alle Branchen im Iran die Arbeit wieder
aufgenommen. Die von Ruhani durchgesetzten Lockerungen haben aber
auch dazu geführt, dass die Corona-Vorschriften in der Bevölkerung
nicht mehr ernstgenommen wurden. Seitdem stirbt nach Angaben des
Gesundheitsministeriums alle 13 Minuten ein Corona-Patient im Iran,
alle 33 Sekunden kommt es zu einer Neuinfektion.

Ruhani will aber trotz Kritik an seiner Lockerungspolitik festhalten.
Er sei der Auffassung, dass die Corona-Krise noch länger andauere und
eine längerfristige Einschränkung der Wirtschaftsaktivitäten nicht
machbar sei. Die Iraner sollten nach den Worten Ruhanis lieber
lernen, «mit dem Virus zu leben».