Corona-Krise zeigt digitale Schwachstellen des Gesundheitswesens

Mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen ist aus Expertensicht bitter
notwendig. Ein Positionspapier der Bundesärztekammer zeigt nun die
Schwachstellen auf.

Berlin (dpa) - Die Bundesärztekammer hat eine bessere digitale
Ausstattung im Gesundheitswesen gefordert. In einem am Mittwoch
veröffentlichten Positionspapier nennt der Verband zwölf Maßnahmen,
die zeitnah umgesetzt werden sollen. Dazu zählen etwa der sichere
Ausbau von Videokonferenzen und die Einführung einer einheitlichen
Messenger-Anwendung für Ärzte. Vor allem in der Corona-Pandemie sei
die Nachfrage nach digitalen Hilfsmitteln seitens Patienten und
Ärzten deutlich gestiegen, heißt es in dem Papier.

Voraussetzung für eine Messenger-Anwendung für Ärzte sei, dass ein
Arzt zunächst einmal zweifelsfrei als solcher identifiziert werden
könne, sagte BAK-Vorstandsmitglied Peter Bobbert am Mittwoch. Diese
Möglichkeit bestehe derzeit nicht. «Hier müssen wir besser werden,
weil wir dann auch eine bessere Vernetzung und eine Strukturierung
zwischen den einzelnen Sektoren des Gesundheitswesens erreichen
können.»

Weitere Baustellen sieht Bobbert beim schnellen Zugriff auf
Patientendaten. «Was wir brauchen sind auch bessere
Monitoring-Systeme, die wichtige Daten vom Patienten zum Arzt
bringen, damit auch der Arzt besser auf digitaler Ebene zum Patienten
gehen kann», sagte Bobbert. Das gelte besonders für Patienten in
besonderen Situationen, wie chronisch Kranke und Menschen in Pflege-
und Seniorenheimen.

Bobbert bezeichnete die Corona-Pandemie als «Stresstest» für das
Gesundheitswesen, in dem unter realen Bedingungen sichtbar geworden
sei, was positiv und negativ laufe. «Und wenn wir diese Erfahrungen
sammeln, lernen wir sehr, sehr viel.»

Positiv hob die Bundesärztekammer hervor, dass in der Corona-Pandemie
die Nutzung digitaler Anwendungen deutlich zugenommen habe. So seien
etwa viele Krankschreibungen für Patienten nach Telefon- und
Videokontakt ausgestellt worden. Das habe dazu geführt, dass
gefährdete Patientengruppen nicht persönlich in den Praxen erscheinen
mussten, sagte Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer Erik
Bodendieck.

Zudem sind laut Bodendieck in der Corona-Krise Wissensdatenbanken
viel intensiver genutzt worden. Am Beispiel des Corona-Virus zeige
sich, wie wichtig es sei, neue wissenschaftliche Erkenntnisse schnell
in die tägliche Arbeit zu überführen. Zwar habe es während der
Pandemie einen Schub in diesem Bereich gegeben. Dennoch gebe es noch
deutliche Defizite. Das Positionspapier fordert daher auch einen
besseren Zugang für Ärzte zu solchen Datenbanken und zu aktuellen
Forschungsergebnissen.