Thüringer Kindergärten bislang keine Corona-Hotspots

In den vergangenen Wochen wurde kontrovers diskutiert, ob
Kindergärten durch den Regelbetrieb zu Corona-Infektionsherden
werden könnten. Nun liegen erste Erfahrungen vor.

Erfurt (dpa/th) - Obwohl in den Kindergärten in Thüringen inzwischen
wieder sehr viele Kinder betreut werden, hat es dort zuletzt nur in
Einzelfällen Corona-Infektionen gegeben. Unter anderem in den
kommunalen Kitas in Erfurt, Jena, Weimar und Eisenach seien bislang
überhaupt keine Corona-Fälle seit Mitte Mai aufgetreten, hieß es in
einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Seit diesem Zeitpunkt
haben die Kindertageseinrichtungen im Land wieder im sogenannten
eingeschränkten Regelbetrieb geöffnet; das heißt, dort werden nun
wieder grundsätzlich alle Kinder betreut. Im Notbetrieb zuvor waren
nur die Kinder von Eltern betreut worden, die bestimmten
Berufsgruppen angehörten.

Anders als in den vier Städten ist die Lage in einigen Landkreisen.
Dort gab es in den Kindergärten einzelne Fälle, bei denen Kinder oder
Erzieher positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden sind.
Gemessen an der Gesamtzahl der in den Einrichtung betreuten Kindern,
ist die Zahl dieser Fälle allerdings sehr gering.

Unter Wissenschaftlern hatte es in den vergangenen Wochen eine
intensive und kontroverse Diskussion darüber gegeben, welche
Auswirkungen auf die Infektionszahlen es haben wird, wenn nun wieder
sehr viele Kinder in Kindergärten aufeinandertreffen. Während einige
Forscher befürchtet hatten, die Infektionszahlen könnten sehr schnell
wieder steigen, hatten andere Forscher diesen Effekt bezweifelt.

So hieß es beispielsweise aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen,
dort habe es zuletzt in mehreren Gemeinden Corona-Fälle in
Gemeinschaftseinrichtungen gegeben. Ein Sprecher des Landkreises
sagte, es habe in einem Kindergarten in Steinbach-Hallenberg zwei
Corona-Fälle unter den dort Beschäftigten gegeben sowie einen
vergleichbaren Fall in einer Kita in Meiningen. Zudem sei das
Coronavirus bei einem Kita-Kind in Floh-Seligenthal nachgewiesen
worden. Außerdem sei eine Infektion bei einem Schüler in einer Schule
in Schmalkalden bestätigt worden. Auch aus dem Landkreis Sonneberg
waren zuletzt mehrere Corona-Infektionen aus Kitas gemeldet worden.

Trotz dieser insgesamt niedrigen Infektionszahlen in der Kindergärten
zeigt besonders das Beispiel der Corona-Fälle aus dem Landkreis
Schmalkalden-Meiningen, wie viele Menschen betroffenen sind, wenn
eine Infektion nachgewiesen wird. Denn wenn in einer
Gemeinschaftseinrichtung auch nur ein bestätigter Fall auftritt,
müssen viele Menschen in Quarantäne. Nach Angaben des Sprechers des
Landkreises führten die insgesamt fünf bestätigten Corona-Fälle in

den Kitas sowie der Schule dazu, dass insgesamt 152 Personen
vorübergehend das Haus nicht mehr verlassen durften: Neben den
Infizierten auch - soweit mit ihnen in einem Haushalt lebend - deren
Eltern, Geschwister und andere Menschen aus dem privatem Umfeld.

Die Sprecher aller befragten Kommunen zogen mit Blick auf die
Einhaltung der Hygienebestimmungen in den Kindergärten insgesamt ein
positives Fazit. Dem Gesundheitsamt seien keine Verstöße in
Gemeinschaftseinrichtungen gemeldet worden, sagte zum Beispiel eine
Sprecherin der Stadtverwaltung Erfurt. «Alle Beteiligten sind sehr
bemüht, die infektionshygienischen Vorgaben einzuhalten.» Der
Sprecher der Stadtverwaltung Jena sagte, es habe zuletzt nur
vereinzelt Beschwerden von Eltern gegeben, die glaubten, die
Hygienevorschriften würden in den Kindergärten oder auch Schulen
nicht angemessen umgesetzt. Diesen Beschwerden sei das Gesundheitsamt
nachgegangen und habe die betroffenen Einrichtungen beraten.

Der Sprecher des Landkreises Schmalkalden-Meiningen zog mit Blick auf
Hygienekonzepte ebenfalls ein grundsätzlich positives Fazit, ergänzte
allerdings, Fehler bei der Umsetzung dieser Konzepte könnten
«aufgrund der Gesamtkomplexität der Situation natürlich nicht
ausgeschlossen werden».