Österreich nimmt generelle Reisewarnung für NRW zurück

Der schwere Corona-Ausbruch beim Fleischfabrikanten Tönnies hat zu
Beginn der Sommerferien die Reisepläne für viele Menschen in der
Region durcheinander gewirbelt. Nun zeichnet sich Entspannung ab.

Düsseldorf/Berlin/Wien (dpa) - Österreich hat die nach dem schweren
Corona-Ausbruch beim Fleischkonzern Tönnies ausgesprochene generelle
Reisewarnung für ganz Nordrhein-Westfalen zurückgenommen. Die für
Tourismus zuständige österreichische Ministerin Elisabeth Köstinger
sagte am Sonntagabend in der Sendung «Bild live - Die richtigen
Fragen»: «Mit heute 00.00 Uhr wird die allgemeine Reisewarnung für
Nordrhein-Westfalen aufgehoben, sie wird nurmehr für den Kreis
Gütersloh gelten.» Auch für Bewohner der betroffenen Region um die
Großschlachterei Tönnies gelte: Wer einen negativen Corona-Test
vorweise, werde «seinen Urlaub in Österreich antreten können».

Auch nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus
NRW-Regierungskreisen hat Österreich die generelle Reisewarnung für
Nordrhein-Westfalen zurückgenommen und auf die vom
Infektionsgeschehen betroffenen Kreise beschränkt. In den
Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes in Berlin hieß es am späten
Sonntagabend, laut Mitteilung des österreichischen
Gesundheitsministeriums müssten Reisende aus Gütersloh ab Montag
00.01 Uhr bei der Einreise einen negativen Corona-Test vorlegen.

Beim Fleischfabrikanten Tönnies im Kreis Gütersloh hatten sich mehr
als 1500 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Die Behörden in
NRW sahen am Wochenende zunächst keine Anzeichen dafür, dass sich das
Virus in größerem Umfang in der Bevölkerung verbreitet hat.

Aus NRW-Regierungskreisen hieß es am späten Sonntagabend weiter,
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) habe am Wochenende mehrfach mit
dem österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz telefoniert und die
Lage erörtert. Laschet habe die Maßnahmen der betroffenen Kreise und
des Landes zur Eindämmung des Ausbruchs sowie die Anstrengungen zur
massiven Testung der Tönnies-Mitarbeiter, ihres Umfelds und der
Gesamtbevölkerung erläutert. Kurz habe seine Anerkennung dafür zum
Ausdruck gebracht sowie das konsequente Vorgehen begrüßt.

In diesen Kreisen wurde zu Beginn der Sommerferien in NRW betont,
dass Österreich kein Beherbergungsverbot ausspreche. Vielmehr würden
die generellen Einreisebeschränkungen für alle von hohen
Infektionszahlen betroffenen Regionen in Europa nun auch auf
Gütersloh angewandt. Kurz habe Laschet zugesichert, den Kreis
Warendorf hier bereits nicht mehr einzubeziehen. Dies habe auch das
österreichische Gesundheitsministerium der Deutschen Botschaft in
Wien offiziell mitgeteilt. Sobald die Zahl der Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage in Gütersloh
unter 50 falle, solle auch hier die Beschränkung aufgehoben werden.

Der österreichische Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)
hatte in der ORF-Sendung «Im Zentrum» bereits angekündigt, Urlauber
aus dem Kreis Gütersloh dürften künftig nur mit negativem Corona-Test

nach Österreich reisen. Österreich verhalte sich hier analog zu
deutschen Bestimmungen. «Wir machen da eine gemeinsame Linie», sagte

Anschober. Der Test dürfe nicht älter als 48 Stunden sein.
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sagte, Menschen aus dieser Region
müssten an Flughäfen, aber auch bei der Einreise per Auto mit
Kontrollen rechnen. Die Pläne würden nicht für Reisende aus dem
angrenzenden Kreis Warendorf gelten, wo sich die Zahl der
Corona-Infektionsfälle deutlich besser entwickelt habe, hieß es.