Nomaden in Afghanistan kämpfen in der Pandemie um die Existenz

Kabul (dpa) - Inmitten der Coronakrise stehen Nomaden in Afghanistan
vor existenziellen Nöten. «Krank werden oder hungern» ist laut dem
Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD)
ein Dilemma für viele Kutschi-Nomaden, die ihren Lebensunterhalt mit
der Viehzucht bestreiten. «Die Schließung der Märkte und Geschäfte

durch den Lockdown hat die Gemeinschaft der Kutschi schwer
getroffen», sagt Candra Samekto, IFAD-Landesdirektor, laut
einem am Samstag veröffentlichten Bericht.

Auch steigende Lebensmittelpreise in Folge der Krise setzen die
Nomaden unter Druck, die dadurch teils gezwungen sind, ihr Hab und
Gut zu verkaufen. «Notverkäufe würden ihre Fähigkeit beeinträchti
gen,
sich zu erholen, wenn die Pandemie vorüber ist», warnt Sametko. Die
Nomaden ziehen vor allem durch die Provinzen im Norden, wo sie in
schwer erreichbaren Gegenden leben und wenig Zugang zu Aufklärung
über das Coronavirus haben.

Seit Jahrhunderten führen die Kutschis, die überwiegend der
paschtunischen Volksgruppe angehören, ein Nomadenleben in
Afghanistan. Der bewaffnete Konflikt und Dürren bedrohen ihren
Lebensstil aber zunehmend. Rund fünf Millionen Kutschis leben
in Afghanistan, sagt Habib ul-Rahman, Vertreter der Minderheit im
Parlament. Die Verfassung des Landes gewährt ihnen zehn feste Sitze
im Parlament, doch laut UN-Berichten gehören sie immer noch zu den
ärmsten und am stärksten marginalisierten Gruppen im Land.