Keine Lust auf Prozess: Betroffener verschwindet aus Gericht

Düsseldorf (dpa/lnw) - Mit den Worten «Dann zahl' ich das halt» ist
ein 31-Jähriger vor seiner Gerichtsverhandlung aus dem Düsseldorfer
Amtsgericht verschwunden. Der Kellner soll in Düsseldorf trotz
Corona-Schutzverordnung illegal eine Shisha-Bar betrieben haben.

Gegen ein Bußgeld in Höhe von 4000 Euro hatte er Einspruch eingelegt,
unter anderem mit der Begründung, dass er so viel Geld nicht habe.
Doch beim Anblick von Zuschauern und Pressevertretern verließ den
Mann, der ohne Anwalt gekommen war, am Mittwoch die Lust, für seine
Sache zu streiten.

Mit so vielen Leuten im Saal wolle er nicht verhandeln. Da
Gerichtsprozesse grundsätzlich öffentlich sind, hatte das Gericht
keine Handhabe, ihm entgegenzukommen. Für eine Verschiebung lag
ebenfalls kein Grund vor.

Daraufhin ließ der 31-Jährige Amtsrichterin Nicole Marci einfach
sitzen. So etwas habe sie in ihrer Richterlaufbahn auch noch nicht
erlebt, sagte die Richterin. Dann verwarf sie den Einspruch des
Kellners, der die 4000 Euro nun zahlen muss (Az.: 301 OWI 83/20).

Er habe in der geschlossenen Shisha-Bar nur nach dem Rechten sehen
wollen, hatte der Mann im Vorfeld argumentiert. Dann seien
überraschend Freunde aufgetaucht. Der Ordnungsdienst hatte dagegen
Wasserpfeifen in Betrieb und Getränke auf den Tischen gesehen.

In Düsseldorf wurden nach Angaben der Stadt 520 Bußgeldbescheide
wegen Corona-Verstößen erlassen - in Höhe von insgesamt 140 000 Euro.

In 77 Fällen wurde Einspruch eingelegt. Der Fall des Kellners war der
erste gewesen, über den verhandelt werden sollte.