Sachsens Museen mit Optimismus - Kritik an Dresdner Sparplänen

Die Bilanz bei Sachsens Museen anderthalb Monate nach Ende der
Corona-Zwangspause ist durchwachsen. Nur wenige können vom wieder
einsetzenden Tourismus profitieren - und nicht einmal große Häuser
erwarten einen Ausgleich der Einnahmeverluste.

Dresden (dpa/sn) - Warten auf Besucher: Die Wiederöffnung nach
wochenlanger Corona-Zwangspause vor sieben Wochen hat sich nicht in
allen Museen gleichermaßen ausgezahlt. Die Häuser erholen sich nach
Angaben des Sächsischen Museumsbundes nur langsam und je nach Region
unterschiedlich. Wie eine Umfrage ergab, kämpfen die meisten von
ihnen weiter mit Besuchszahlen, die unter der Hälfte des Vorjahres
liegen. «Je kleiner die Häuser und je weiter draußen, desto geringer

der Zuspruch», sagte der Vorsitzende des Sächsischen Museumsbundes,
Joachim Breuninger.

Es fehlten vor allem Schulklassen und Reisegruppen. Von den
Touristen, die bereits wieder in den großen Städten wie Dresden sind,
können laut Breuningern nur einige profitieren. «Dem Heimatmuseum
bringt das wenig.» Die Landesstelle für Museumswesen macht sich nur
in Einzelfällen Sorgen, ob Häuser überleben. «Es gibt positive
Signale von den Trägern», sagte Leiterin Katja Margarethe Mieth.
Landesweit wird signalisiert, dass die Museen auch 2021 mit Mitteln
in gleicher Höhe wie in diesem Jahr rechnen könnten, sagte Breuninger
und sprach von einem «tollen Signal für die Museumslandschaft
Sachsens». Es gebe allerdings eine «unrühmliche Ausnahme»: Dresden.


Die Landeshauptstadt plane den nächsten Doppelhaushalt «mit massiven
Einsparungen im Kulturbereich», kritisierte Breuninger. Für
betroffene Museen bedeute das «massive Leistungskürzungen», wie
weniger Öffnung und Ausstellungen, so Breuninger. Der Museumsbund
forderte Dresden auf, sie wie andere Städte auch weiter «im gewohnten
Maße und Umfang» zu unterstützen.

Hilfe sei dringend nötig, sagte Mieth und verwies auf die bisher sehr
unterschiedlichen Besucherzahlen zwischen Flaute und fast
Vorjahresniveau. Vor allem Häuser, die stärker auf Bildungsarbeit und
interaktive Angebote setzten, hätten angesichts der
Kontaktbeschränkungen Probleme. «Kitas und Schulen fehlen da auch
langfristig.»

Mieth hofft sehr, dass die Museen vom Deutschlandtourismus in diesem
Sommer profitieren können. Aber auch da gebe es ein Gefälle zwischen
urbanen Großräumen, die sich schneller erholen, und Häusern im
ländlichen Raum. Bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wächst
die Resonanz stetig. «Die erste Woche war noch recht verhalten, was
wir vorher in einer Stunde hatten, hatten wir da an einem Tag», sagte
Generaldirektorin Marion Ackermann. «Seit zwei, drei Wochen spüren
wir einen starken Anstieg und deutlich wahrnehmbaren nationalen
Tourismus; seit einigen Tagen hören wir auch wieder russische
Stimmen.»

Trotz steigender Tendenz und Optimismus bei nahezu allen herrscht
laut der Museumsbund-Umfrage die Gewissheit, dass Einnahmeverluste
durch die Corona-Zwangspause nicht mehr bis Jahresende zu
kompensieren sind. Vor allem für die vielen kleinen Museen aber hofft
Mieth: «Dass die Sachsen selbst begeisterte Besucher ihrer Museen
werden.»