Hessen testet Corona-Risikogruppen: Studien in Altenheimen und Kitas

Die Corona-Infektionen bleiben in Hessen auf niedrigem Niveau. Da die
Experten aber ein erneutes Aufflammen der Ansteckungszahlen nicht
ausschließen, startet Hessen Pilottestprojekte.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen will mit Corona-Studien bei besonderen
Risikogruppen mehr über die Infektionsverläufe der Krankheit und
geeignete Testmethoden lernen. Sozialminister Kai Klose (Grüne)
kündigte am Freitag in Wiesbaden an, dass dafür 50 Pflege- und
Altenheime ausgewählt werden. Start der Studie soll im Frühherbst
sein, die Dauer werde etwa acht bis zwölf Wochen dauern, erläuterte
Professorin Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische
Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. Es läuft bereits eine
Corona-Studie in 60 hessischen Kitas, bei der Kinder und
Erzieherinnen über mehrere Wochen hinweg regelmäßig auf mögliche
Infektionen getestet werden.

Gerade die Bewohner der Alten- und Pflegeheime seien besonders durch
einen Ausbruch des Coronavirus gefährdet, erklärte der Minister.
Bekannt sei, dass das Risiko für eine Ansteckung in diesen
Einrichtungen vor allem von den Personen ausgeht, die von außen in
diese Strukturen neu oder wiederholt hineinkommen. Bei der Teststudie
seien deswegen vor allem die Personen im Fokus, die neu in die Alten-
und Pflegeheime aufgenommen werden, sowie das Personal. Das gelte
sowohl für die Pflegenden als auch Beschäftigte, die dort als
Reinigungskräfte oder in den Kantinen und Speisesälen arbeiten. Diese
Personen sollen bei dem Pilotprojekt regelmäßig getestet werden.

Massentests ohne Anlass seien nach ihrer Einschätzung in der Regel
nur eine Momentaufnahme und würden nicht weiterhelfen, sagte die
Medizinerin. Es brauche stattdessen individualisierte Strategien und
ein niederschwelliges Vorgehen. Die Strategien für alle Gruppen
könnten daher auch nicht gleich sein, sagte Ciesek. In einer Kita
sollte anders getestet werden als in einem Altenheim.

Auftraggeber der bereits laufenden Kita-Studie «Safe-Kids-Studie» ist
das Land Hessen, die Zuwendungen sind den Angaben zufolge mit mehr
als 270 000 Euro veranschlagt. Die Studie vergleicht Zahlen zu
positiven Tests in Kindertageseinrichtungen mit der Ausbreitung des
Virus in der entsprechenden Region, um mehr über die Beteiligung
kleiner Kinder an der Infektionsausbreitung zu erfahren. Pro Kita
werden 25 Kinder und ihre Erzieherinnen über rund zwölf Wochen
getestet.