Konzerthallen machen in Corona-Krise erste Schritte

Die Konzert-Branche wurde hart von der Corona-Pandemie getroffen. In
Köln hat man an einem Konzept für eine Rückkehr von Arena-Events
getüftelt - trotz finanzieller Risiken. Tenor: Hauptsache, man gerät
nicht in Vergessenheit. Auch in anderen Städten tut sich etwas.

Köln (dpa) - Abgetrennte Sitz-Boxen, kontaktloser Einlass, penible
Planung der Laufwege: Mit einem neuen Konzept sollen nach der
Corona-Pause in Köln erstmals wieder viele Menschen in den Genuss von
Live-Konzerten in einer großen Halle kommen. Die Organisatoren
erwarten in der Lanxess-Arena über etwa 100 Shows verteilt rund 80
000 Besucher bis August 2020, wie sie am Donnerstag erklärten. Auch
in anderen Konzerthallen wird über Auswege aus der Corona-Krise
nachgedacht.

Der Rahmen in Köln ist aber deutlich kleiner als für die gigantische
Arena üblich, in die eigentlich 20 000 Menschen passen. Rund 900
Besucher sind zugelassen, die Auftritte sollen Clubkonzert-Charakter
haben. Um die Corona-Auflagen zu erfüllen, wurde die Halle zudem
umgebaut. Im Innenraum stehen viele kleine Plexiglas-Boxen, die zur
Bühne hin geöffnet sind. In ihnen finden insgesamt 224 Besucher
Platz. Weitere 672 werden mit Abständen auf dem Unterrang verteilt.

Damit sich nicht zu viele Menschen direkt begegnen, wurde die Arena
in fünf voneinander unabhängige Zonen eingeteilt, jede hat einen
eigenen Ausgang, eigene Toiletten, eigene Getränkestände. Wechsel
zwischen den Zonen sind nicht möglich. Hinzu kommen strenge
Hygieneregeln. Masken etwa dürfen erst am Sitzplatz abgezogen werden.
Das Konzept ist nach Angaben der Veranstalter europaweit
«einzigartig» in der brachliegenden Konzertbranche.

Als erster Künstler tritt am Samstag Popsänger Wincent Weiss (27)
auf. Zugesagt hat unter anderem auch Sängerin Nena (60, «99
Luftballons»), die am 27. und 28. Juli Konzerte geben will.

Auch in anderen Städten denkt man über neue Konzepte nach. Die
König-Pilsener-Arena in Oberhausen befindet sich nach Angaben einer
Sprecherin in einem Genehmigungsverfahren mit der Stadt, um wieder
Live-Vorstellungen für bis zu 1000 Personen anbieten zu können. Auch
in Düsseldorf hat man sich Gedanken gemacht. Die Düsseldorfer Firma
D.LIVE, die unter anderem die Merkur Spiel-Arena und den ISS Dome
betreibt, hat nach eigenen Angaben ebenfalls ein Konzept erarbeitet,
das auch schon genehmigt wurde. «In der aktuellen Situation stehen
für uns jedoch Kosten und Nutzen noch in keinem Verhältnis», erklär
te
Geschäftsführer Michael Brill der Deutschen Presse-Agentur.

Auch Jens Michow, Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und
Veranstaltungswirtschaft, ist eher skeptisch. Natürlich sei es toll,
dass mittlerweile im ganzen Land mit kreativen Ideen versucht werde,
den Stillstand zu beenden. «Man muss aber immer zwischen der
kreativen Leistung auf der einen Seite und der Wirtschaftlichkeit
andererseits trennen. Und mir hat sich noch nicht erschlossen, wie
Konzepte wie das in der Lanxess Arena wirtschaftlich sein können»,
sagte er. «Das sind Experimente, die man machen kann, um zu zeigen,
dass man noch da ist, mehr leider nicht.»