Estland: Leiterin der Gesundheitsbehörde zurückgetreten

Tallinn (dpa) - Nach anhaltenden Querelen mit der Regierung während
der Corona-Pandemie ist in Estland die Leiterin der nationalen
Gesundheitsbehörde zurückgetreten. Merike Jürilo begründete ihren

Schritt am Donnerstag in Tallinn mit mangelndem Rückhalt durch
Sozialminister Tanel Kiik, der zuvor von einem Klima des Misstrauens
zwischen der Regierung und der Behörde gesprochen hatte. Dazu geführt

hätten Kiik zufolge viele kleine Dinge, die sich angehäuft und einen

Vertrauensverlust zur Folge hatten. 

Jürilo stand seit Beginn der Corona-Krise im Visier von einigen
Regierungspolitikern. Die Gesundheitsbehörde wurde vor allem für ein
Gastspiel eines Volleyballteams aus Italien auf der der Ostsee-Insel
Saaremaa im März kritisiert. Die Behörde hatte das Spiel zugelassen.
Kurz danach traten die ersten Corona-Fälle auf der Insel auf, die
sich zum Epizentrum des Virus in Estland entwickelte. Zuletzt gab es
zudem Unstimmigkeiten über die Durchführung von Corona-Schnelltests. 


Ministerpräsident Jüri Ratas forderte, schnellmöglicht einen
Nachfolger für Jürilo zu finden und das Vertrauen zwischen Regierun
g
und Gesundheitsbehörde wiederherzustellen. Estland steht in der
Corona-Krise durchaus gut da - zuletzt wurden kaum neue Infektionen
mehr registriert. Das baltische EU-Land mit 1,3 Millionen Einwohnern
verzeichnete bislang 1977 bestätigte Infektionen und 69 Todesfälle
in Verbindung mit dem Coronavirus.