Nach Corona-Zwangspause kehrt der Fußball in Russland zurück

Drei Monate lang ruhte die russische Fußball-Liga. Trotz hoher
Corona-Infektionszahl läuft der Spielbetrieb wieder an - mit hohen
Sicherheitsvorkehrungen. Was bedeutet das für die Fans?

Moskau (dpa) - Deutlich länger als in Deutschland mussten sich
Fußballfans in Russland gedulden: Nach mehrwöchiger
Corona-Zwangspause rollt von diesem Freitag an wieder der Ball im
flächenmäßig größten Land der Erde. In der ersten Begegnung stehe
n
sich Krylja Sowjetow aus Samara und Achmat aus Grosny, der Hauptstadt
der Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus, gegenüber. Seit
Mitte März - und damit gut 14 Wochen lang - ruhte der Spielbetrieb.

Zum Auftakt wollen die Spieler der Premier-Liga Ärzten, Pflegern und
Krankenwagenfahrern für ihren Einsatz in der Corona-Krise symbolisch
danken, wie Verbandspräsident Alexander Djukow sagte. Die
Wiederaufnahme der Liga sei ein Zeichen, dass Russland wieder ins
normale Leben zurückkehre. «Das ist unter anderem durch den
heldenhaften Einsatz des medizinischen Personals möglich geworden.»

Dass in Russland erst gut einen Monat später als in Deutschland
wieder Fußball gespielt wird, hängt mit der hohen Infektionszahl
zusammen. Mehr als eine halbe Million Menschen haben sich mit dem
Coronavirus infiziert. So schlimm wie Russland hat es kein anderes
Land in Europa getroffen. Noch immer kommen täglich rund 8000
Neuinfektionen hinzu. Mehr als 7000 Menschen starben.

Als die Liga im März in die Zwangspause geschickt wurde, hatte
Russland nach offizieller Darstellung gerade einmal 100 nachgewiesene
Corona-Fälle. Es wurde aber von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
Man wolle Spieler und Fans nicht gefährden, hieß es damals. Im
Nachbarland Belarus (Weißrussland) wurde trotzdem weiter gespielt.

Wie in vielen Ländern gelten nun auch beim Fußball in Russland
strenge Vorsichtsmaßnahmen. Spieler und Personal werden auf
Sars-CoV-2 getestet. Gespielt wird vor weitgehend leeren Tribünen:
Lediglich zehn Prozent der Plätze dürfen belegt werden. Mannschaften
dürfen ihre Fans nur bei Heimspielen ins Stadion lassen. Die meisten
müssen vor dem Fernseher mitfiebern - wenn überhaupt jedes Spiel
ausgetragen werden kann wegen der Epidemie.

Ausfallen wird die für Freitagabend geplante zweite Partie zwischen
Sotschi und Rostow. Bei sechs Spielern der Rostower Mannschaft
bestehe der Verdacht auf eine Corona-Infektion, teilte der Club am
Mittwoch mit. Deshalb muss das komplette Team für zwei Wochen in
Quarantäne. Die Gesundheit gehe vor, hieß es.

Zuletzt führte Titelverteidiger Zenit St. Petersburg die Tabelle an,
Lokomotive Moskau und FK Krasnodar haben einen Rückstand von neun
Punkten. Die Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor hatte im Mai
das Training der Mannschaften wieder erlaubt. Auch Spieler aus dem
Ausland durften dann wieder mit Sondermaschinen eingeflogen werden.
Die Meisterschaft soll bis zum 22. Juli abgeschlossen sein.