EU-Kommission will Tempo im Wettlauf um Corona-Impfstoff

Brüssel (dpa) - Die EU-Kommission will Milliarden Euro in Vorverträge
mit Pharmaherstellern investieren, um die Entwicklung eines
Corona-Impfstoffs für alle Europäer und für Partnerländer weltweit
zu
beschleunigen. Damit solle ein wirksamer und sicherer Impfstoff
binnen 12 bis 18 Monaten bereitstehen, möglichst sogar schneller,
erklärte die Brüsseler Behörde am Mittwoch bei der offiziellen
Vorstellung ihrer Impfstoffstrategie.

«Erst wenn wir einen wirksamen Impfstoff gegen dieses Virus haben,
werden unsere Volkswirtschaften wieder auf Touren kommen und wir alle
unser Leben zurückgewinnen, wie wir es kennen», sagte
Kommissionschefin Ursula von der Leyen in einer Videobotschaft. Bei
der Überwindung der Pandemie zähle jeder Tag.

Die EU setze weiter darauf, dass alle Menschen weltweit den künftigen
Impfstoff schnell bekommen könnten, wenn sie ihn brauchten. Dazu sei
für 27. Juni eine weitere Spendenkonferenz geplant. Länder mit hohem
Einkommen könnten «den Kern einer internationalen Einkaufsallianz»
bilden. ««Ich zuerst» taugt nicht als Motto, wenn wir eine weltweite

Pandemie besiegen wollen», betonte von der Leyen.

Die EU-Kommission hatte Grundzüge der Impfstoffstrategie bereits
vorige Woche präsentiert und sich die Rückendeckung der EU-Länder
geholt. Wichtigster Punkt sind Vorverträge und Abnahmegarantien, um
sich schon jetzt Zugriff auf ausreichende Mengen der Mittel zu
sichern, die noch in der Entwicklung sind. Ziel ist es, dass schon
Herstellungskapazitäten aufgebaut werden, obwohl die Hersteller noch
nicht sicher sind, dass ihre Mittel wirklich funktionieren werden.

Finanziert werden sollen die Impfstoffverträge aus dem sogenannten
EU-Notfallinstrument mit einem Budget von 2,7 Milliarden Euro.
Benötigt werden Schätzungen zufolge allein für die EU-Bürger 300 bi
s
600 Millionen Impfdosen - je nachdem, ob das künftige Mittel ein-
oder zweimal verabreicht werden muss.

Die europäische Strategie soll verzahnt werden mit der sogenannten
Impfstoffallianz, zu der die EU-Länder Deutschland, Frankreich,
Italien und die Niederlande gehören. Sie haben bereits einen ersten
Vertrag über mindestens 300 Millionen Impfdosen mit dem
Pharmaunternehmen AstraZeneca geschlossen. Sollte dieser Hersteller
mit der Entwicklung erfolgreich sein, könnten alle EU-Staaten
profitieren. Die EU-Kommission setzt auf dasselbe Prinzip - nämlich
Vorverträge - will aber noch andere Hersteller vertraglich binden.