Staatsoberhäupter rufen zu «globaler Allianz» gegen Corona auf

Die Welt im Corona-Fieber: Staaten machen die Grenzen dicht.
Exportbeschränkungen für Schutzkleidung werden erlassen. Eine
deutsche Impfstoff-Firma weckt Begehrlichkeiten in den USA. Das ist
genau der falsche Weg, sagen jetzt fünf Staatsoberhäupter.

Berlin (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zusammen
mit vier weiteren Staatsoberhäuptern zur Bildung einer «globalen
Allianz» gegen die Corona-Pandemie aufgerufen. «Diese Pandemie wird
kein Land verschonen, egal wie fortschrittlich seine Wirtschaft,
seine Fähigkeiten oder seine Technologie sind», heißt es in einem
gemeinsamen Namensartikel in der «Financial Times» (Mittwoch). «Vor
diesem Virus sind wir alle gleich, und wir müssen alle
zusammenarbeiten, um es zu bekämpfen.»

Der Namensbeitrag unter der Überschrift «Für eine globale Allianz
gegen die Pandemie» wurde von Bundespräsident Steinmeier, Jordaniens
König Abdullah II., der Präsidentin Singapurs, Halimah Yacob, der
Präsidentin Äthiopiens, Sahle-Work Zewde, sowie dem Präsidenten
Ecuadors, Lenín Moreno Garcés, verfasst. «Wir alle stehen vor
demselben Gegner, und es bringt uns nur Vorteile, wenn ihm die
gesamte Menschheit vereint und entschlossen entgegentritt», schreiben
sie darin weiter.

«Es wird keinen Sieg über das Virus in nur einem Land oder nur
wenigen Ländern geben», betonen die fünf Staatsoberhäupter. «Zugl
eich
können wir alle einen Beitrag leisten, unabhängig von der Größe
unserer Wirtschaft oder unseres Volkes. Eine globale Lösung liegt im
ureigenen Interesse eines jeden von uns.» Die überzeugendste Art, mit
der globalen Dimension dieser Krise umzugehen, bestehe darin,
Zusammenarbeit und Solidarität zu stärken.

«Wir sind fest davon überzeugt, dass wir eine wahrhaft globale
Allianz schmieden müssen, um den menschlichen Erfindungsreichtum zu
mobilisieren und die Solidarität unter den Menschen zu stärken»,
schreiben die fünf Staatsoberhäupter.

Sie sprechen sich dafür aus, die Erforschung und Entwicklung von
Behandlungsmethoden und Impfstoffen durch offene und transparente
wissenschaftliche Arbeit sowie verstärkte Finanzierung zu
beschleunigen. Sicherzustellen sei das rasche Herstellen, Beschaffen
und gerechte Verteilen von Testausrüstungen und unverzichtbarer
medizinischer Ausrüstung für alle.

Nötig sei es ferner, die Produktion rasch hochzufahren und künftige
Therapien und Impfstoffe an alle Regionen der Welt, auch an die
verletzlichsten Bevölkerungsgruppen wie Flüchtlinge gerecht zu
verteilen. Und es müsse entschieden für die enormen Vorteile einer
auf internationaler Zusammenarbeit basierenden Antwort auf die Krise
geworben werden.

«Uns ist bewusst, dass eine solche Allianz aus vielen Akteuren nicht
leicht zu schmieden und zu führen sein wird», schreiben Steinmeier
und die vier anderen Staatsoberhäupter. «Wir glauben aber, dass der
Versuch jede Mühe wert ist. Die Allianz könnte sich auf die
Hoffnungen und die enorme Hilfsbereitschaft der Menschen stützen und
sie als Kraftquelle erschließen. Jetzt ist nicht die Zeit für
geopolitische Grabenkriege.»

Die fünf Staatsoberhäupter zeigen sich «zuversichtlich, dass wir
durch den menschlichen Erfindungsgeist gerettet werden können und
tatsächlich gerettet werden, wenn wir denn unser Wissen und unsere
Anstrengungen bündeln».